Quelltext der Seite Reichstagswahl Dezember 1924

{{Wahldiagramm
| LAND         = DE
| PROZENT      = nein
| DIFF2        = ja
| TITEL        = Reichstagswahl Dezember 1924
| WAHLDAVORLINK  = Reichstagswahl Mai 1924
| WAHLDAVORTEXT  = Mai 1924
| WAHLDANACHLINK = Reichstagswahl 1928
| WAHLDANACHTEXT = 1928
| TITEL2       = <small>(in %)</small><ref name="Wahl Dezember 1924">[http://www.gonschior.de/weimar/Deutschland/RT3.html Das Deutsche Reich. Reichstagswahl Dezember 1924] Andreas Gonschior</ref>
| JAHRALT      = [[Reichstagswahl Mai 1924|Mai 1924]]<ref name="Wahl Mai 1924">[http://www.gonschior.de/weimar/Deutschland/RT2.html Das Deutsche Reich. Reichstagswahl Mai 1924] Andreas Gonschior</ref>
| PARTEI1      = SPD
| ERGEBNIS1    = 26.0
| ERGEBNISALT1 = 20.5
| PARTEI2      = DNVP
| ERGEBNIS2    = 20.5
| ERGEBNISALT2 = 19.5
| PARTEI3      = Z/BVP
| ERGEBNIS3    = 17.3
| ERGEBNISALT3 = 16.6
| ANMERKUNG3   = März 1924: Z 13,4 % BVP 3,2 %
| PARTEI4      = DVP-1
| ERGEBNIS4    = 10.1
| ERGEBNISALT4 = 9.2
| PARTEI5      = KPD
| ERGEBNIS5    = 8.9
| ERGEBNISALT5 = 12.6
| PARTEI6      = DDP
| ERGEBNIS6    = 6.3
| ERGEBNISALT6 = 5.7
| PARTEI7      = [[Nationalsozialistische Freiheitspartei|NSFB]]
| ERGEBNIS7    = 3.0
| ERGEBNISALT7 = 6.5
| FARBE7       = 804c19
| PARTEI8      = WP
| ERGEBNIS8    = 2.3
| ERGEBNISALT8 = 1.7
| PARTEI9      = [[Reichslandbund|LB]]
| ERGEBNIS9    = 1.6
| ERGEBNISALT9 = 2.0
| ANMERKUNG9   = März 1924: LL
| FARBE9       = 115511
| PARTEI10     = Sonst.
| ERGEBNIS10   = 4.0
| ERGEBNISALT10= 5.7
}}
{{Sitzverteilung
| Beschriftung = Sitze
| Land         = DE
| float        = right
| Breite       = 1
| Legende      = ja
|KPD|SPD|DDP|BBMSB|DHP|Z|BVP|WP|DVP-1|LB|DNVP|NSFB
| KPD         = 45
| SPD         = 131
| DDP         = 32
| Z           = 69
| BVP         = 19
| WP          = 12
| DVP-1       = 51
| DNVP        = 103
| NSFB        = 14
| Sonst.      = 17
| NSFB Link   = [[Nationalsozialistische Freiheitspartei|NSFB]]
| NSFB Farbe  = 804c19
| LB          = 8
| BBMSB       = 5
| DHP         = 4
| LB Farbe    = 115511
| BBMSB Farbe = 00CC11
| BBMSB Link  = [[Bayerischer Bauernbund|BBMSB]]
| LB Link     = [[Reichslandbund|LB]]}}

Die '''Reichstagswahl vom 7. Dezember 1924''' war die Wahl zum 3. Deutschen [[Reichstag (Weimarer Republik)|Reichstag]] der [[Weimarer Republik]]. Sie endete im Vergleich mit der [[Reichstagswahl Mai 1924|Wahl vom Mai 1924]] mit einer gewissen Stabilisierung der staatstragenden [[Politische Partei|Parteien]] und bedeutete eine klare Niederlage für die extreme Rechte und Linke.

== Hintergrund und Wahlkampf ==
[[Datei:Bundesarchiv Bild 102-00886, Berlin, Propaganda zur Reichstagswahl.jpg|miniatur|Wahlwerbung der [[Deutsche Volkspartei|DVP]] am Wahlsonntag in [[Berlin]]]]
[[Datei:Bundesarchiv Bild 102-00888, Berlin, Wahlwerbung für KPD.jpg|miniatur|Wahlwerbung der [[Kommunistische Partei Deutschlands|KPD]] am Wahlsonntag in [[Berlin]]]]
Der Reichstag hatte im August 1924 das [[Londoner Konferenz (1924)|Londoner Abkommen]] zur Regelung der [[Deutsche Reparationen nach dem Ersten Weltkrieg|Reparationen]] auch mit Hilfe von Teilen der [[Deutschnationale Volkspartei|DNVP]] angenommen. Der Versuch, die 1914 ausgesetzten Agrarzölle auch als Dank für die Unterstützung der Rechtsparteien wieder einzuführen, scheiterte an der Obstruktion der Linksparteien, die aus dem Parlament auszogen. Gleichzeitig stieg der Druck auf die Regierung von [[Wilhelm Marx]] von Seiten der bürgerlichen Rechten, die Rücksichtnahme auf die Sozialdemokraten aufzugeben und die Regierung nach rechts zu erweitern. Der [[Reichskanzler]] hatte dagegen erhebliche Bedenken und musste mit Widerstand von der [[Deutsche Demokratische Partei|DDP]] und Teilen des [[Zentrumspartei|Zentrum]]s rechnen. Die von Marx angestrebte ganz große [[Koalition (Politik)|Koalition]] unter Einschluss von SPD und DNVP erwies sich bald als illusorisch. Auch andere Koalitionsmöglichkeiten hatten kaum Erfolgschancen. Auch eine Fortsetzung der bisherigen [[Minderheitsregierung]] war keine Alternative, da ein erfolgreiches [[Misstrauensvotum]] als wahrscheinlich galt. Daher wurde am 20. Oktober 1924 der Reichstag aufgelöst und für den 7. Dezember 1924 wurden Neuwahlen angesetzt.

Während die Wahl im Mai 1924 noch stark von den Auswirkungen der sozialen Folgen der [[Deutsche Inflation 1914 bis 1923|Inflation]] und der Stabilisierung bestimmt war, fand die Dezemberwahl in einer Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs statt. Dieser war insbesondere Folge der nun nach Deutschland strömenden Auslandskredite. Die Arbeitslosigkeit, die im Sommer 1924 noch einmal stark gestiegen war, ging im Herbst deutlich zurück. Waren im Juli noch über 12 % der [[gewerkschaft]]lich organisierten [[Arbeitnehmer]] arbeitslos, waren es im November nur noch 7,2 %. Die Löhne stiegen deutlich an und auch die Arbeitszeit sank teilweise ab.

Obwohl sich damit auch eine politische Beruhigung abzeichnete, hielten die extremen Parteien der Linken und der Rechten an ihrem radikalen Kurs fest. Der im Juli 1924 gegründete [[Rotfrontkämpferbund]] griff vorzugsweise das im Februar gegründete [[Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold]] an.

Die äußerste Rechte wurde durch die im August 1924 gegründete [[Nationalsozialistische Freiheitspartei]] repräsentiert. In dieser hatten sich völkische Kräfte und insbesondere norddeutsche [[Nationalsozialist]]en um [[Erich Ludendorff]] und [[Albrecht von Graefe (Politiker)|Albrecht von Graefe]] zusammengeschlossen. Daneben entstanden andere konkurrierende Gruppierungen. [[Adolf Hitler]], der sich noch in Festungshaft befand, hatte sich aus den Streitigkeiten unter seinen Anhängern herausgehalten.

Insbesondere die DNVP und die [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]] konnten hoffen, von den zu erwartenden Verlusten der extremen Parteien zu profitieren. Beide hatten allerdings innerparteiliche Probleme. In der DNVP rebellierten Gegner des Londoner Abkommens gegen die Parteiführung. Auch aus diesem Grund trat der Vorsitzende [[Oskar Hergt]] zurück und wurde durch [[Johann Friedrich Winckler (Politiker)|Johann Friedrich Winckler]] ersetzt. In ihrem Wahlaufruf hieß es unter anderem: „… unser Wille ist fester denn je: ein Deutschland zu schaffen, frei von Judenherrschaft und Franzosenherrschaft, frei von [[Parlamentarismus|parlamentarischem]] Klüngel und [[Demokratie|demokratischer]] Kapitalherrschaft.“ Die [[Propaganda]] der Partei zielte vornehmlich auf die Wähler der Völkischen und Nationalsozialisten.

Innerhalb der SPD spielte der [[Sachsenkonflikt]] um die Koalition der sächsischen SPD unter [[Max Heldt]] mit der DDP und der [[Deutsche Volkspartei|DVP]] noch immer eine starke Rolle. Dabei standen die Befürworter auch im Konflikt mit Beschlüssen auf Reichsebene.

== Ergebnisse ==
{| class="wikitable"
|-
! Partei
! Stimmen (absolut)
! Stimmen (in Prozent)
! Stimmen (Änderung)
! Sitze im Reichstag
! Änderung
|-
| [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands]] (SPD)
| align="right" | 7.881.041
| align="right" | 26,0 %
| align="right" | +5,5 %
| align="right" | 131
| align="right" | +31
|-
| [[Deutschnationale Volkspartei]] (DNVP)
| align="right" | 6.205.802
| align="right" | 20,5 %
| align="right" | +1,0 %
| align="right" | 103
| align="right" | +8
|-
| [[Deutsche Zentrumspartei]] (Zentrum)
| align="right" | 4.118.849
| align="right" | 13,6 %
| align="right" | +0,2 %
| align="right" | 69
| align="right" | +4
|-
| [[Deutsche Volkspartei]] (DVP)
| align="right" | 3.049.064
| align="right" | 10,1 %
| align="right" | +0,9 %
| align="right" | 51
| align="right" | +6
|-
| [[Kommunistische Partei Deutschlands]] – Kommunisten (KPD)
| align="right" | 2.709.086
| align="right" | 8,9 %
| align="right" | −3,7 %
| align="right" | 45
| align="right" | −17
|-
| [[Deutsche Demokratische Partei]] (DDP)
| align="right" | 1.919.829
| align="right" | 6,3 %
| align="right" | +0,6 %
| align="right" | 32
| align="right" | +4
|-
| [[Bayerische Volkspartei]] (BVP)
| align="right" | 1.134.035
| align="right" | 3,7 %
| align="right" | +0,5 %
| align="right" | 19
| align="right" | +3
|-
| [[Nationalsozialistische Freiheitspartei|Nationalsozialistische Freiheitsbewegung]] (NSFB) (Vereinigte Listen der<br />[[Deutschvölkische Freiheitspartei|Deutschvölkischen Freiheitspartei]] (DVFP) und der<br />[[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei]] (NSDAP))
| align="right" | 907.242
| align="right" | 3,0 %
| align="right" | −3,6 %
| align="right" | 14
| align="right" | −18
|-
| [[Reichspartei des deutschen Mittelstandes|Wirtschaftspartei des Deutschen Mittelstandes]]
| align="right" | 692.963
| align="right" | 2,3 %
| align="right" | +0,6 %
| align="right" | 12
| align="right" | +5
|-
| [[Reichslandbund|Landbund]]
| align="right" | 499.383
| align="right" | 1,6 %
| align="right" | −0,4 %
| align="right" | 8
| align="right" | −2
|-
| [[Bayerischer Bauernbund|Bayerischer Bauern- und Mittelstandsbund]]
| align="right" | 312.442
| align="right" | 1,0 %
| align="right" | +0,3 %
| align="right" | 5
| align="right" | +2
|-
| [[Deutsch-Hannoversche Partei]] (DHP)
| align="right" | 262.691
| align="right" | 0,9 %
| align="right" | −0,2 %
| align="right" | 4
| align="right" | −1
|-
| Sonstige
| align="right" | 597.665
| align="right" | 2,0 %
| align="right" | −0,7 %
| align="right" | 0
| align="right" | ±0
|- class="hintergrundfarbe5"
| Total
| align="right" | 30.290.092
| align="right"| 100,0 %
| align="right"| &nbsp;
| align="right"| 493
| align="right"| +21
|}
<gallery widths="450px" heights="356px" mode="nolines">
Reichstagswahl Dezember 1924.svg|Stimmenstärkste Parteien nach [[Liste der Wahlkreise und Wahlkreisverbände der Weimarer Republik#Wahlkreise und Wahlkreisverbände 1924–1933|Wahlkreisen]] (angegeben ist jeweils der Prozentanteil der stärksten Partei)
</gallery>

[[Datei:Bundesarchiv Bild 102-00885, Berlin, Friedrich Ebert bei Reichstagswahl.jpg|miniatur|[[Friedrich Ebert]] im Wahllokal]]
Das Ergebnis der Wahl vom Dezember unterschied sich von der im Mai durch die deutlich geringere Bedeutung der radikalen Parteien. Die Flügelparteien wurden stark geschwächt. Davon konnte die DNVP leicht und die SPD deutlich stärker profitieren. Der Stimmenanteil der DNVP stieg von 19,5 % auf 20,5 %. Die SPD wuchs von 20,5 % auf 26 %. Die KPD sank von 12,6 % auf 9 % und die Nationalsozialisten und Völkischen zusammen fielen von 6,5 % auf 3 % ab. Im Bereich der DDP und DVP sowie des Zentrums und der [[Bayerische Volkspartei|Bayerischen Volkspartei]] waren die Veränderungen gering.

Von den kleinen Interessenparteien war insbesondere die [[Reichspartei des deutschen Mittelstandes|Wirtschaftspartei]] erfolgreich. Sie konnte sich von 1,7 % auf 2,3 % verbessern.

Dabei gewann die DNVP auf Kosten der völkisch-nationalsozialistischen Kräfte. Die Sozialdemokratie profitierte von den Verlusten der KPD. Möglicherweise konnte die SPD auch Wähler gewinnen, die im Mai in das rechte Lager abgewandert waren.

== Regierungsbildung ==

Das Wahlergebnis ließ nur zwei Möglichkeiten für eine Regierungsbildung zu. Die eine war eine große Koalition unter Einschluss der SPD und die andere war ein bürgerlicher Rechtsblock. Skeptisch gegenüber einem Rechtskabinett war Kanzler Marx. Auch aus seiner Partei, dem Zentrum, kam Kritik dagegen. Im Januar 1925 gab Marx den Auftrag zur Regierungsbildung an [[Reichspräsident]] [[Friedrich Ebert]] zurück. Dieser beauftragte damit stattdessen [[Hans Luther]]. Ursprünglich wollte dieser ein Kabinett von Fachleuten bilden, stattdessen gehörten ihm Minister der DNVP, DVP, BVP und des Zentrums an. [[Otto Geßler]] war nominell noch Mitglied der DDP.

== Siehe auch ==
* [[Liste der Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik (3. Wahlperiode)]]
* [[Liste der Wahlkreise und Wahlkreisverbände der Weimarer Republik]]
* [[Kabinett Luther I]]
* [[Kabinett Luther II]]
* [[Kabinett Marx III]]
* [[Kabinett Marx IV]]

== Literatur ==
* [[Gerhard A. Ritter]] (Hrsg.): ''Geschichte der Arbeiter und der Arbeiterbewegung in Deutschland seit dem Ende des 18. Jahrhunderts.'' Band 10: [[Heinrich August Winkler]]: ''Der Schein der Normalität. Arbeiter und Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik 1924 bis 1930.'' Dietz, Berlin 1985, ISBN 3-8012-0094-9.
* Heinrich August Winkler: ''Weimar 1918–1933. Die Geschichte der ersten deutschen Demokratie.'' Durchgesehene Auflage. Beck, München 1998, ISBN 3-406-44037-1.
* Ludger Grevelhörster: ''Kleine Geschichte der Weimarer Republik. 1918–1933. Ein problemgeschichtlicher Überblick.'' 4. Auflage, Sonderauflage. Aschendorff, Münster 2003, ISBN 3-402-05363-2 (''Aschendorff-Paperbacks'').

== Einzelnachweise ==
<references />

== Weblinks ==
{{Commonscat|Reichstag elections 1924, december|Reichstagswahl im Dezember 1924}}
* [http://www.wahlplakate-archiv.de/index2.php?option=com_content&task=view&id=18&pop=1&page=0&Itemid=41 Wahlplakate aus dem Jahr 1924]
* [http://www.gonschior.de/weimar/Deutschland/RT3.html Stimmen und Sitzverteilung]

{{Navigationsleiste Wahlen in der Weimarer Republik}}

[[Kategorie:Parlamentswahl 1924|Deutschland #Reichstagswahl 1924-12]]
[[Kategorie:Reichstagswahl (Weimarer Republik)|#1924 12]]