Otfrid von Weißenburg

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Reliefbild Otfrids von Weißenburg in Wissembourg

Otfrid von Weißenburg (* um 790; † 875), seltener auch Otfried geschrieben, ist der erste namentlich bekannte althochdeutsche Dichter. Der in seinen Schriften verwendete südrheinfränkische Dialekt lässt vermuten, dass der Autor aus dem Süden der heutigen Pfalz stammte. Wichtigster Ort für seine Ausbildung und sein Wirken war Weißenburg; die heute als Wissembourg zu Frankreich gehörende Stadt liegt im nördlichen Elsass unmittelbar an der Grenze zur Südpfalz.

Leben

Otfrid war als Mönch, Theologe und Gelehrter eine bedeutende Persönlichkeit im ostfränkischen Reich des spätkarolingischen Herrschers Ludwig des Deutschen; der Enkel Karls des Großen regierte von 840 bis 876. Aus Otfrids Jugend ist nur bekannt, dass er schon in früher Kindheit als puer oblatus – {{#invoke:Vorlage:lang|full|CODE=la |SCRIPTING=Latn |SERVICE=lateinisch}} – in die Obhut des Klosters Weißenburg im gleichnamigen Ort gegeben wurde, um eine religiös bestimmte Laufbahn einzuschlagen. Um das Jahr 830 absolvierte er einen Studienaufenthalt im Kloster Fulda bei Rabanus Maurus, dem großen fränkischen Gelehrten und Abt, der in Fulda von 822 bis 841/842 amtierte. 830 wurde Otfrid zum Priester geweiht.

Vermutlich war Otfrid später in hervorgehobener Position in der sogenannten Hofkapelle des Königs tätig; ab etwa 847 hielt er sich jedenfalls wieder in Weißenburg auf, wo er als (Urkunden-)Schreiber, Bibliothekar, Exeget und Grammatiklehrer erscheint.

Werke

Beginn des Johannesevangeliums[1] (Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cod. Pal. lat. 52, Fol. 42v).
Die Heidelberger Handschrift von Otfrids Evangelienbuch (Heidelberg, Universitätsbibliothek, Cod. Pal. lat. 52, Fol. 19v).

Aus der Feder Otfrids stammt ein althochdeutsches Bibelepos, das Evangelienbuch (lat. Liber evangeliorum). Das Epos, im südrheinfränkischen Dialekt geschrieben, ist in fünf Bücher und 140 Kapitel mit insgesamt 7104 Langzeilen gegliedert. Es ist das größte vollständig überlieferte Werk althochdeutscher Sprache; es handelt sich um ein paradigmatisches Zeugnis karolingischer Gelehrsamkeit, den (fortlaufenden) biblischen Erzählabschnitten sind jeweils ausführliche, in der Tradition allegorischer Schriftauslegung verankerte Deutungskapitel nachgestellt. Dem Werk liegt eine komplexe Zahlenstruktur zugrunde.[2] Gleichzeitig verfolgt das Werk die Intention einer unmittelbaren Heilsvermittlung für den Leser;[3] hierin ist das Evangelienbuch vermutlich von der liturgischen Funktion der Evangelienlesung inspiriert, Otfrids ,Liber Evangeliorum' in Analogie zum liturgischen ,Evangeliar' konzipiert.[4] Die vollständige Wiener Handschrift enthält drei Widmungsgedichte an König Ludwig den Deutschen, Bischof Salomo I. von Konstanz und an die St. Galler Mönche Hartmut und Werinbert. Die ersten und letzten Buchstaben je eines Langzeilenpaars ergeben von oben nach unten gelesen den lateinischen Gruß an den oder die Adressaten.[5]

Die Evangeliendichtung ist in vier Handschriften überliefert; die umfangreichste ist die Heidelberger Handschrift (Cod. Pal. lat. 52),[6] die zusätzlich das nachgetragene Georgslied enthält.[7] Das Evangelienbuch kann aufgrund der Widmungen an Liutbert (863–876 Erzbischof von Mainz) und Salomon (838/839–871 Bischof von Konstanz) auf die Zeit von 863 bis 871 datiert werden. Die Wiener Handschrift enthält Korrekturen, von denen man annimmt, dass sie von Otfried selbst stammen.[8]

Weiter verfasste Otfrid eine Reihe von lateinischen Bibelkommentaren, die er aus älteren Kommentaren zusammengetragen hatte.

Bedeutung

Ehemaliges Zehnthaus mit dem Otfrid-Relief

Von Bedeutung ist, dass Otfrid den Evangelienstoff in einer anderen als einer der drei heiligen Sprachen (Hebräisch, Griechisch, Latein) erzählte, nämlich in deutscher (fränkischer) Sprache, und damit auch eine sprachpolitische Absicht verfolgte. Für die Sprachwissenschaft gilt er als „Stammvater der deutschen Literatur“.[9]

Otfrid führte in seiner Evangelienharmonie, einem die vier Evangelien zusammenfassenden Text, den romanischen Endreim anstelle des alten germanischen Stabreims ein und begründete somit eine Formtradition, die bis heute fortdauert. Nach Otfrid wird der von ihm verwendete Endreimvers auch als Otfridvers bezeichnet.

Gedenken

In Otfrids wahrscheinlicher Herkunftsregion sind das Otfried-von-Weißenburg-Gymnasium in Dahn und das Collège Otfried in Wissembourg nach ihm benannt. In Fulda, wo er einen Studienaufenthalt absolvierte, wurde ihm eine Straße gewidmet.

Literatur

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  • Albrecht Classen (Hrsg.): Von Otfried von Weißenburg bis zum 15. Jahrhundert: Germanistische Beiträge auf dem 24th International Congress on Medieval Studies. Kümmerle Verlag, Göppingen 1991 (= Göppinger Arbeiten zur Germanistik, Band 539), ISBN 3-87452-780-8.
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Ausgaben

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Weblinks

Einzelnachweise

  1. Johannes 1,1 VUL.
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    Dagegen {{#invoke:Vorlage:Literatur|f}}
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