Bildwissenschaft

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Bildwissenschaft (auch Bildmedienwissenschaft, Bildforschung oder Visualistik) ist eine Wissenschaft, die aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen hervorgegangen ist und sich zunehmend fachübergreifend mit dem Phänomen Bild in jedem Medium und in jeder Form beschäftigt.

Im angelsächsischen Raum entsprechen ihr näherungsweise Fächer wie die visual (culture) studies.

Gegenstandsbereiche, Theorien und Methodik

Bildwissenschaft versucht in fächerübergreifender Zusammenarbeit zu klären, was Bildsein und Bildverwendung in einem allgemeineren Sinne bedeuten. Sie steht für unterschiedliche Fragestellungen und Ansätze (hermeneutisch, historisch-kritisch, gestalterisch, medientechnisch u. a.) und damit eher für ein Problemfeld als für eine institutionell verankerte, eng umrissene oder grundständig studierbare Disziplin.

Zum Zwecke gegenseitigen Verständnisses der wissenschaftlichen Disziplinen versucht sie zu ermitteln, was die unterschiedlichen, bildbezogenen und bildverwendenden Wissenschaften unter dem Begriff „Bild“ verstehen (Klaus Sachs-Hombach).

Eine Definition des Begriffs erweist sich aufgrund der Übergänge zu anderen Symbolisierungsformen (Schrift, Zahl), aufgrund der historischen Transformation und Ausdifferenzierung des Bildes in technisch-medialer Hinsicht und der damit einhergehenden Bedeutungsverschiebungen (Bild als plastisches Kultbild, zweidimensionale Bildtafel, elektronisches TV-Bild, virtueller Bildraum) als problematisch, noch dazu im Hinblick auf die Schwierigkeit einer Übertragung des Begriffs in andere Landessprachen (Grau 2003, Schulz 2005, Bruhn 2008). Immerhin zeigt sich aber, dass mit dem Blick auf Bilder jenseits des autonomen Kunstwerks (im Sinne des 19. Jahrhunderts) eine Verschiebung von Bewertungen einhergehen kann, welche die Aufmerksamkeit für weniger beachtete Bildformen erhöht (Elkins 1999).

Im Fokus des Interesses einer interdisziplinären Bildwissenschaft stehen nicht einzelne Bilder oder Kunstwerke; sie richtet sich vielmehr auf die menschliche Fähigkeit, Bilder gezielt zu erzeugen und als Kommunikationsmedium einzusetzen und sie wahrnehmen (rezipieren) und verwenden zu können.[1] Bildwissenschaft schließt dabei auch die Auswirkungen mit ein, welche die Herstellung und Verwendung von Bildern unterschiedlicher Machart auf den Menschen, sein Verhalten und seine Kultur haben.[2][3] Der Bildwissenschaft liegt dabei ein erweiterter Bild-Begriff zugrunde, welcher alle Arten von Bildern und deren unterschiedliche Nutzungszusammenhänge mit einschließt (z. B. Werbung, Kunstwerk, Propagandafilm). Der Forschungsgegenstand „Bild“ geht dabei über materielle Bildwerke (z. B. Skulptur und Malerei) hinaus und schließt ausdrücklich auch analog und virtuell verbreitete Bilder (z. B. Film, Internet), sowie immaterielle Bilder u. Vorstellungen (z. B. Stereotype und Vorurteile) mit ein.

Bildwissenschaft als eigenständige Disziplin wird dabei häufig als Ergänzung, teils aber auch als Konkurrenz zu älteren Ansätzen innerhalb der am Aufbau einer allgemeingültigen Bildwissenschaft vertretenen wissenschaftlichen Disziplinen (u. a. Kunstgeschichte, Archäologie, Philosophie, Psychologie, Volkskunde/Europäische Ethnologie, Soziologie, Medienwissenschaft, Kommunikationswissenschaft, Filmwissenschaft etc.) wahrgenommen. Rolle, Legitimation und praktische wie theoretische Ansätze der einzelnen am Aufbau einer interdisziplinär angelegten Bildwissenschaft beteiligten wissenschaftlichen Disziplinen werden gegenwärtig intensiv und durchaus kontrovers diskutiert.

Innerhalb des Prozesses der Herausbildung einer Bildwissenschaft treffen unterschiedliche Forschungsansätze und -traditionen theoretischer wie methodischer Natur aus Geistes- und Sozial-, Kommunikations- und Medienwissenschaften, aber auch Naturwissenschaften aufeinander. Hierbei sind insbesondere die Disziplinen Volkskunde/Europäische Ethnologie, Medienwissenschaft, Kommunikationswissenschaft, Filmwissenschaft, Philosophie, Semiotik, Politikwissenschaft, Geschichtswissenschaft, aber auch Informatik (insbesondere Computervisualistik), Kognitionswissenschaft, Psychologie, Biologie, Physik und Medizin zu nennen.[4][2][5] Die Öffnung des wissenschaftlichen Horizonts zielt dabei auf einen stärker interdisziplinär ausgerichteten Austausch und die Vernetzung der unterschiedlichen Fragestellungen und Methoden zu einer systematischen Bildwissenschaft.

Als Beispiele für die oftmals innerhalb der Disziplinen als kontrovers angesehenen Entwicklungen sollen hier die Fächer Kunstgeschichte, Europäische Ethnologie und Informatik vorgestellt werden: