Am Jahrestag
(27. September 1888.) [1]
Heut ist’s ein Jahr, daß man hinaus Dich trug,
Hin durch die Gasse ging der lange Zug,
Die Sonne schien, es schwiegen Hast und Lärmen,
Die Tauben stiegen auf in ganzen Schwärmen.
5Und rings der Felder herbstlich buntes Kleid,
Es nahm dem Trauerzuge fast sein Leid,
Ein Flüstern klang mit ein in den Choral,
Nun aber schwieg’s, – wir hielten am Portal.
Der Zug bog ein, da war das frische Grab,
10Wir nächsten Beide sahen still hinab,
Der Geistliche, des Tages letztes Licht
Umleuchtete sein freundlich ernst Gesicht,
Und als er nun die Abschiedsworte sprach,
Da sank der Sarg und Blumen fielen nach,
15Spätrosen, roth und weiße, weiße Malven
Und mit den Blumen fielen die drei Salven.
Hinschwand das Leid uns, aller Gram und Schmerz,
Das Leben, war Dir’s wenig, war Dir’s viel?
20Ich weiß das Eine nur, Du bist am Ziel,
In Blumen durftest Du gebettet werden,
Du hast die Ruh nun, Erde wird zu Erden,
Und kommt die Stund’ uns, Dir uns anzureihn,
So laß die Stunde, Gott, wie diese sein.
Anmerkungen (WikiDoku)
- ↑ am 27. September 1887 starb der Sohn George