Bayerisches Staatsorchester

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Bayerisches Staatsorchester
Generalmusikdirektor Vladimir Jurowski (seit 2021), Kirill Petrenko (2013–2021), Kent Nagano (2006–2013), Zubin Mehta (1998–2006)
Hauptsitz Nationaltheater München
Website staatsoper.de/staatsorchester

Das Bayerische Staatsorchester ist der Klangkörper der Bayerischen Staatsoper München und eines der ältesten und renommiertesten Orchester weltweit. Es zählt zu den besten deutschen Orchestern und gilt als eines der besten Opernorchester überhaupt.[1][2][3] Es ist das einzige Orchester Münchens, das als Opern- und Konzertorchester tätig ist.

Mythos der Gründung 1523

Das Bayerische Staatsorchester sieht seine Wurzeln im Jahr 1523 mit der Anstellung des Sänger-Komponisten Ludwig Senfl, der von Herzog Wilhelm IV. aus der 1520 von Karl V. aufgelösten Hofkapelle Kaiser Maximilians I. zusammen mit anderen Musikern übernommen wurde. In der Anstellung Senfls ist jedoch weder ein Gründungsdatum zu sehen (die Hofkapelle existierte bereits seit dem 15. Jahrhundert), noch von einem „Orchester“ zu sprechen.[4][5][6][7] Vielmehr handelte es sich bei der Münchner Hofkapelle um eine vornehmlich geistliche Institution, die Vokalmusik im Sinn einer herzoglichen Herrschaftsrepräsentation aufführte. Ab 1563 war der von Herzog Albrecht V. berufene Orlando di Lasso Leiter der Münchner Hofmusik.

Geschichte

Ab 1651 fanden in München auch regelmäßig Opernaufführungen statt, zunächst in einer umgebauten Kornhalle, dem nachmaligen Salvatortheater, bei denen die Hofkapelle als Opernorchester mitwirkte. 1653 war die erste Opernaufführung im St.-Georgssaal der Münchner Residenz Giovanni Battista Maccionis L'Arpa festante. Kurfürst Max Emanuel berief 1680 Agostino Steffani an seinen Hof und ernannte ihn 1681 zum Kammermusikdirektor, der die Musik für Opern, Ballette, Karnevalscherze und Turniere komponierte; 1686 wurde er Münchner Hofkapellmeister und machte sich bis zu seiner ehrenvollen Entlassung 1688 um zahlreiche Aufführungen von italienischen Opern verdient.

Ab 1737 wirkte Giovanni Porta bis zu seinem Lebensende als Hofkapellmeister am Hof von Kurfürst Karl Albrecht. Nach seinem Tod 1755 übernahm Andrea Bernasconi seine Stelle. 1762 erhielt das Orchester die Bezeichnung Hoforchester. Seit der Abschaffung der Monarchie in Bayern 1918 trägt es den heutigen Namen. Ab Mitte der 1770er Jahre wurde das Hoforchester zu dem seit damals regelmäßig bestehenden Operndienst herangezogen. 1778 brachte Kurfürst Karl II. Theodor 33 Musiker seiner ehemaligen Mannheimer Hofkapelle nach München mit und erweiterte am 1. Oktober 1778 mit ihnen und 32 ausgewählten Münchner Mitgliedern das Hoforchester. 1784 übernahmen Franz Paul Grua und Georg Joseph Vogler gleichberechtigt den Posten des Hofkapellmeisters.

1811 gründeten elf Musiker des nunmehrigen Bayerischen Königlichen Hoforchesters die Musikalische Akademie.

Noch während der Regierungszeit von König Max I. hatte das Hoforchesters gleichermaßen in der Kirche, bei der Tafel und in der Kammer sowie im Theater aufzuspielen. Unter König Ludwig I. wurde 1836 Franz Lachner als erster Generalmusikdirektor bestellt. Die Verehrung König Ludwigs II. für Richard Wagner führte zu den Uraufführungen der Opern Tristan und Isolde am 10. Juni 1865 und Die Meistersinger von Nürnberg am 21. Juni 1868, jeweils von Hofkapellmeister Hans von Bülow dirigiert, sowie Das Rheingold am 22. September 1869 und Die Walküre am 26. Juni 1870, beide geleitet von Franz Wüllner.

Mit vielen international bekannten Dirigenten pflegte das Staatsorchester enge Beziehungen, darunter Zubin Mehta, am engsten aber mit Carlos Kleiber. Seine vergleichsweise häufigen Dirigate zwischen 1968 und 1997 galten vielen Kritikern und Musikliebhabern als Sternstunden.

Aus Anlass des 200-jährigen Bestehens der Musikalischen Akademie, des selbstverwalteten Konzert-Klangkörpers innerhalb des Staatsorchesters, gründete sich 2011 aus seinen Reihen das Kammerorchester des Bayerischen Staatsorchesters.

Generalmusikdirektoren

Das Bayerische Staatsorchester hatte eine ungetrübte Beziehung zu Carlos Kleiber, der lange an der Staatsoper wirkte. Das Bayerische Staatsorchester durfte mit ihm eine Japan-Tournee bestreiten, die ein großer Erfolg wurde. Nirgendwo fühlte Kleiber sich so zu Hause wie beim Bayerischen Staatsorchester. Das beweisen auch seine legendären Opernaufführungen. Kleiber war von 1968 bis 1988 ständiger Gastdirigent an der Bayerischen Staatsoper.

Mitglieder bildeten das Ensemble Munich Opera Horns.

Veröffentlichungen

Die Bayerische Staatsoper hat zahlreiche Aufnahmen bei Plattenlabels wie der Deutschen Grammophon oder ORFEO veröffentlicht. Im Mai 2021 hat sie ihr eigenes Plattenlabel, Bayerische Staatsoper Recordings (BSOrec), gegründet.[8]

Zu den bekanntesten Aufnahmen des Hauses gehört die Videoaufzeichnung von Wagners Ring des Nibelungen 1989 bei den Bayreuther Festspielen unter der Leitung von Wolfgang Sawallisch, die 1993 bei den Gramophone Classical Music Awards als bestes Video ausgezeichnet wurde.[9] Die 1973 erschienene Aufnahme von Richard Strauss’ Rosenkavalier, dirigiert von Carlos Kleiber und 2008 veröffentlicht, wurde hoch gelobt und in der April-Ausgabe 2009 des Gramophone als „Editor’s Choice“ ausgewählt.[10]

Bei den International Opera Awards wurde die Bayerische Staatsoper mit dem „Opera Company Award“ 2018 ausgezeichnet.[11] Ihre Aufnahme von Händels Agrippina in der Regie von Barrie Kosky vom Royal Opera House wurde in die engere Wahl für die Opera Awards 2018 aufgenommen.[12]

1977 wurde eine Aufnahme der Bayerischen Staatsoper von der NASA für die Voyager Golden Record ausgewählt, eine vergoldete Kupferplatte, die mit dem Voyager-Raumschiff ins All geschickt wurde. Die Platte enthielt Klänge und Bilder, die als Beispiele für die Vielfalt des Lebens und der Kultur auf der Erde ausgewählt worden waren. In der Aufnahme singt die Sopranistin Edda Moser die Arie der Königin der Nacht „Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen“ aus Mozarts Oper Die Zauberflöte, dirigiert von Sawallisch.[13][14][15]