Harmonie

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Schwäne, Symbol und Metapher für Harmonie

Die Harmonie (wie latinisiert harmonia, „Übereinstimmung, Einklang“,[1] über {{#invoke:Vorlage:lang|full |CODE=grc |SCRIPTING=Grek |SERVICE=altgriechisch |SUITABLE=variant prefix}} harmonía, unter anderem[2] „Ebenmaß“, von ἁρμός, „Fuge, Zusammenfügung“,[3][4] zu indogermanisch *ar „fügen“) bezeichnet:

  • allgemein die Übereinstimmung, Einklang, Eintracht, Ebenmaß;
  • in der Kunst und der Ästhetik siehe Harmonie (Kunst);
    • speziell in der Malerei siehe Harmonie (Malerei);
    • speziell in der Musik einen Teilbereich der Harmonik. Hier ist mit Harmonie, die „jedes räumliche Miteinander von Tönen, die Ordnung der Zusammenklänge“ umfasst,[5] oft eine Verallgemeinerung von Akkord (Mehrklang) gemeint; die „Harmonie“ C-Dur kann z. B. durch den Akkord C-G-e-c1 realisiert werden, aber ebenso durch c-e-g, e-g-c1 oder andere. Als „harmonisch“ im engeren Sinne werden Akkorde empfunden, in denen Töne vorkommen, die auch Obertöne des Grundtons sind;
  • in der zwischenmenschlichen Kommunikation ein Gleichklang der Gedanken und Gefühle.

Der Begriff „Harmonie“ wird besonders dort verwendet, wo man neben einer bestimmten Regelmäßigkeit in der Anordnung einzelner Objekte bzw. ihrer Teile noch einen Sinn, eine Wertbezogenheit anzumerken glaubt.

Begriffsgeschichte

Bei der Herausbildung des ursprünglich handwerklichen[6] Begriffs in der Antike bezog sich „Harmonie“ (von griechisch ἁρμονία „Zusammenpassen“, laut Dornseiff in Bezug auf das Bleiben in der Tonart und diese selbst[7]) auf Erscheinungen der Symmetrie. Der Harmoniebegriff wurde zunächst von den Pythagoreern in den Mittelpunkt philosophischer Betrachtungen gestellt. Man sah die Harmonie in der schönen Proportion als Einheit von Maß und Wert. Diese These, zunächst mit mathematischen Erkenntnissen und mit der Harmonie der Töne gestützt, wurde ins Mystische extrapoliert.

So wurde behauptet, die Bewegung der Himmelskörper folge bestimmten harmonischen Zahlenverhältnissen und bewirke eine (unhörbare) „Sphärenmusik“. Laut Dornseiff verstand man unter Sphärenharmonie die von den sieben kreisenden Planeten hervorgebrachte „Tonleiter der Umlaufsbahnen“. Heraklit versuchte, den Begriff „Harmonie“ dialektisch als Einheit der Gegensätze zu fassen: „Das Widerstrebende vereinige sich, aus den entgegengesetzten (Tönen) entstehe die schönste Harmonie, und alles Geschehen erfolge auf dem Wege des Streites.“ Auch Platon stützte sich auf den Harmoniebegriff als Beleg seiner Ideenlehre. So entwickelte er Gedanken von den „Atomen“, die aus Dreiecken bestehen, von der Harmonie des Kosmos, der Töne u. a. und übertrug sie auch in die Staatslehre.

Besonders die antike Medizin knüpfte an diese naturphilosophische Harmonie an. Sie leitete aus dem harmonischen Mischungsverhältnis von Körpersäften Gesundheit und aus einer Unausgewogenheit Krankheit ab. Die darauf basierende Humoralpathologie erhielt bis ins 19. Jahrhundert Gültigkeit. Die galenische Temperamentenlehre übertrug diese Theorie außerdem auf den menschlichen Charakter.

Die Harmonielehre der Antike hat zwei Quellen:

  1. die mathematischen Proportionen der Altpythagoreer und die sich daraus entwickelnde theoretische Musik der Lehre von den harmonischen Maßverhältnissen
  2. die dialektische Naturphilosophie, die nach den Vermittlungsgliedern der fundamentalen Gegensätze suchte und Harmonie als Vermittlung alles Gegensätzlichen ansah

Zahlen, die in einer harmonischen Proportion stehen, müssen die Gleichung (a − b): (b − c) = a: c erfüllen. (Siehe auch Goldener Schnitt)

Boethius stellte die einflussreiche Theorie von den drei verschiedenen Arten von „Musik“ auf („Musik“: der Inbegriff der Gesamtheit harmonischer Maßverhältnisse):

  • musica mundana: das heißt die kosmischen Maßverhältnisse
  • musica humana: das heißt die Harmonie der Seele, die des Körpers und die zwischen beiden
  • musica instrumentalis: das heißt die harmonischen Maßverhältnisse des instrumentellen Musizierens

Boethius weist der musica mundana die dominierende Rolle zu. Der Mensch hat die Pflicht, diese zu erkennen und selbst ein geregeltes Leben zu führen. Die mittelalterliche Astronomie bemühte sich, mit dem Modell von harmonisch aufeinander abgestimmten Sphärenbewegungen eine Erklärung der Himmelsbewegungen zu geben.

Zur Anwendung in der Geschichte