Held

aus WikiDoku
Achilles während des Trojanischen Krieges. Ausschnitt aus einer griechischen Keramik, 4. Jahrhundert v. Chr.
Jeanne d’Arc wird in Frankreich als Nationalheldin verehrt

Ein Held (althochdeutsch {{#invoke:Vorlage:lang|flat}}) bzw. eine Heldin ist eine Person, die eine Heldentat, also eine besondere, außeralltägliche Leistung vollbracht hat. Dabei kann es sich um reale oder fiktive Personen handeln, um Gestalten der Geschichte (wie Nationalhelden), aber auch aus Legenden, Sagen oder fiktiven Werken (Superhelden). Seine heroischen Fähigkeiten können von körperlicher Art (Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer usw.) oder auch geistiger Natur sein (Mut, Aufopferungsbereitschaft, Kampf für Ideale, Tugendhaftigkeit oder Einsatzbereitschaft für Mitmenschen).

Das Zedler-Lexikon aus der Mitte des 18. Jahrhunderts definierte: „Held, lat. {{#invoke:Vorlage:lang|flat}}, ist einer, der von Natur mit einer ansehnlichen Gestalt und ausnehmender Leibesstärcke begabet, durch tapfere Thaten Ruhm erlanget, und sich über den gemeinen Stand derer Menschen erhoben.“[1]

Der Held als Heros

Die Figur des Helden begegnet zuerst im antiken Heros. Dieser wird durch Abstammung oder Vorzeichen angekündigt. Andererseits kann (etwa in den Isländersagas) der kommende Held ein nichtsnutziger junger Mann sein, der immer nur hinter dem Ofen liegt. Zum „Helden“ wird er jedenfalls durch seine erste außergewöhnliche („heroische“) Tat, wenn er etwa einen Feind, ein Ungeheuer oder einen Riesen erschlägt, eine Blutrache ausführt oder Menschen aus Bedrängnis rettet. Diese Taten werden auf der Suche nach Ruhm und Ehre begangen, ohne dass dem Helden das Glück („Heil“) notwendigerweise zur Seite steht, was in der altnordischen Heldenepik sogar ungewöhnlich ist.

Bekannte Helden näherten sich in einigen Kulturen dem Status von Göttern an. Viele waren Halbgötter, Nachkommen von Sterblichen und Göttern. Das Wort Heros kommt aus dem altgriechischen „{{#invoke:Vorlage:lang|flat}}“ und bezeichnet den Kulturheros der Mythologie. Die griechischen Heroen ({{#invoke:Vorlage:lang|flat}}) waren häufig die Gestalten, die als mythische Gründer der griechischen Städte, Staaten und Länder galten. Diese mythischen Helden waren nicht immer tadellose Vorbilder. Das Zeitalter, in dem Helden dieser Art wirkten, und wo die Geschichten der griechischen Mythologie spielten, wird auch das „Heroische Zeitalter“ genannt. Diese Ära endete kurz nach dem Trojanischen Krieg, als die legendären Kämpfer fast ausnahmslos fielen oder auf der Heimkehr umkamen.

Nicht selten können auch historische Personen so viel Ansehen erzielen, dass sie als Held bezeichnet werden, vgl. Volksheld, Nationalheld. Dieses Phänomen war und ist häufig begleitet von einem schnellen Wachstum an Mythen um die Person; häufig werden ihr besondere Kräfte zugeschrieben.

{{#invoke:Vorlage:Anker|f |errCat=Wikipedia:Vorlagenfehler/Vorlage:Anker |errHide=1}} Begriffsgeschichte

Sarkophag mit dem Motiv „Heldentod“, Teil des Sowjetischen Ehrenmals im Treptower Park, Berlin

In Kriegs- und Notzeiten heroisiert die Propaganda oft Soldaten und Gefallene, um die Kampfmoral bzw. den Durchhaltewillen zu stärken. Der Begriff „Held“ kann dann als kulturelles Muster obsolet werden, wenn heldische Eigenschaften mit negativer Rezeption rechnen müssen und/oder wenn der Begriff inflationär verwendet bzw. verwässert wird. So wurde der „Heldentod“ etwa in der Endphase des Zweiten Weltkriegs oft als Euphemismus (oder als zynischer Begriff) rezipiert – zum Beispiel wenn Angehörige wussten, dass ihr gefallener Angehöriger nicht aus Überzeugung, sondern aus Zwang in den Krieg gezogen war.

Nach dem verlorenen Zweiten Weltkrieg wurde das Wort „Held“ in Westdeutschland und Österreich lange Zeit kaum verwendet. Aus für das Heldische begeisterten Kindern (Hitlerjugend, Wehrerziehung) war die „skeptische Generation“ der Nachkriegszeit geworden. Die 68er-Bewegung trat für pazifistische Ziele ein. Sie verurteilte den Vietnamkrieg und speziell die dort begangenen Kriegsverbrechen. In der DDR wurde der Begriff hingegen oft verwendet; z. B. wurden (nach sowjetischem Vorbild) Werktätige, die betriebliche Soll-Produktionswerte deutlich übererfüllt hatten, mit dem Orden Held der Arbeit ausgezeichnet und als Vorbilder dargestellt. Politiker konnten als Held der DDR ausgezeichnet werden.

In den USA werden im Krieg gefallene Soldaten oft unbefangen als „Helden“ (englisch {{#invoke:Vorlage:lang|flat}}) bezeichnet. Gleiches gilt für im Einsatz gestorbene Feuerwehrleute. Nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 wurden gestorbene Feuerwehrleute und Polizisten oft als {{#invoke:Vorlage:lang|flat}} bezeichnet.

Wissenschaftliche Behandlung

Soziologie

Soziologen sehen in Zeiten sozialer Umwälzungen (vgl. Barbarei) oder nationaler Krisen ein starkes Bedürfnis nach Helden voraus, dem dann echte oder unechte Helden abhelfen oder nicht. Ob Abhilfe gelingt oder nicht, hängt jedoch von der „Echtheit“ eines Helden nicht unbedingt ab, sondern auch von der Art der Probleme.

Helden bilden dann ein bestimmtes Vorbild (teilweise ein Klischee), besonders für die Jugend. Heute hat sie sich unter dem Einfluss der Massenmedien zum Starkult fortgebildet. Dies wird unter bestimmten historischen Umständen beispielsweise von Regierungen oder Militärs gezielt gefördert.

Aus der Ablehnung von Heldentum, nationalem Opfermut, der Entwicklung von „Autorität durch Autorenschaft“ (Bazon Brock) erwächst eine Krise des Heroischen. Seit den 1990er Jahren verwendet der Soziologe Dirk Baecker den Begriff des „Postheroischen“.[2] Der Begriff der „postheroischen Dichtung“ war bereits in den 1950er Jahren von Maurice Bowra verwendet worden.[3] Der Politologe Herfried Münkler verwendet den Begriff des „Postheroischen“ seit den 2000er Jahren für westliche Gesellschaften.[4][5] Der Begriff wurde auch im Zusammenhang mit dem russischen Überfall auf die Ukraine 2022 wieder aufgegriffen.[6]

Religionswissenschaft

Der Religionswissenschaftler Georges Dumézil wies im indoeuropäischen Vergleich darauf hin, dass viele strukturell vergleichbare Göttersagen von Indien bis Europa auf gemeinsame urgeschichtliche Heldensagen zurückgehen könnten. Der Religionsphilosoph Hermann Usener dreht in seinem Buch „Götternamen“ den Spieß um, indem er folgendes Postulat aufstellt: „… daß alle Heroen, deren Geschichtlichkeit nicht nachweisbar oder wahrscheinlich ist, ursprünglich Götter waren.“

Literaturwissenschaft

Literaturwissenschaftlich ist ein Held – mit abweichender Wortbedeutung – in literarischen Werken ganz allgemein und neutral die Hauptperson einer Erzählung oder eines Bühnenstückes, unabhängig von seinen Fähigkeiten oder seinem moralischen Status. Man spricht dann auch vom Helden oder Protagonisten eines Bühnenstücks oder Romans (erscheint er im Titel, ist er der „Titelheld“). Er kann dann auch schwach oder böse sein (Antiheld) oder ernste Fehler begehen, die zu seinem Fall führen (besonders in der Tragödie, siehe zum Beispiel Hamlet). Dies gilt auch für Jakob den Lügner, der lügt, um seinen Gefährten die Hoffnung und das Leben zu retten.

Das mittelalterliche Konzept der Heldenreise (vgl. das Epos vom Herzog Ernst) hat sich gehalten und findet sich gegenwärtig, etwa in den Büchern des Mythologen Joseph Campbell. In der Comicliteratur überlebt die nochmals übersteigerte Figur des Superhelden.

In der Schauspielkunst gehören Jugendlicher Held und Schwerer Held zu den Charakterrollen.

Sportwissenschaft

Es ist eine außerordentliche sportliche Leistung erforderlich, um zum Helden im Sport zu werden, aber erst durch geschicktes Management kann ein Sportler durch dauerhaft konstante Leistungen zur Marke werden.[7] Swantje Scharenberg hat in ihrer Analyse der Helden im Sport in der Weimarer Zeit gezeigt, welche außergewöhnlichen Leistungen Heldenpotenzial für die jeweilige Zeit hätten. Sie spricht hierbei aber von Helden im Sport und nicht von Sporthelden.[8] Für Garry Whannel muss jedoch aus anglo-amerikanischer Perspektive der Medien-Sportstar und -Held immer ein Mann sein, da in der Gegenwart, in der körperliche Dominanz beruflich nicht mehr erforderlich ist, nur so die männliche Hegemonie gewahrt sei.[9] Sie alle bestätigen, dass es Zeiten gibt, in denen Helden mehr gesellschaftlich erwünscht sind als in anderen (Ende des Heldentums?).[10] In kaum einem gesellschaftlichen Bereich ist der Fall vom Helden zum Anti-Helden jedoch so tief und schnell wie im Sport, da die Sportler/-innen stärker als z. B. Politiker zum Jugendidol hochstilisiert werden (Lance Armstrong, Oscar Pistorius, Jan Ullrich usw.).[11]

Bekannte Helden