John Herschel

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Datei:Sir John Frederick William Herschel. Mezzotint by W. Ward, 1 Wellcome V0002717 (cropped)-34-(brightness).jpg
John Herschel, Mezzotinto von W. Ward, 1835, nach H. W. Pickersgill
Datei:'Off on a Comet' by Paul Philippoteaux 065.jpg
Eine Illustration zu Jules Vernes Roman Hector Servadac von 1877 zeigt John Herschel bei der Beobachtung des Kometen Halley 1835 in Kapstadt. Charles Laplante nach einer Zeichnung von Paul Philippoteaux

Sir John Frederick William Herschel, 1. Baronet (* 7. März 1792 in Slough; † 11. Mai 1871 in Hawkhurst, Kent) war ein britischer Astronom[1] und Sohn des Uranus-Entdeckers Wilhelm Herschel. Auf ihn gehen die ersten Doppelstern- und Nebelkataloge des Südsternhimmels zurück, die er während eines fünfjährigen Aufenthalts bei Kapstadt beobachtete. Daneben war er wesentlich an der frühen Entwicklung der Fotografie beteiligt und erfand die Cyanotypie (Blaupause).

Leben und Wirken

John Herschel war der Sohn des aus Hannover stammenden Wilhelm Herschel (1738–1822) und Neffe der Astronomin und Musikerin Caroline Herschel. Zunächst wurde er Jurist, wandte sich später wie sein Vater der Astronomie zu und übernahm dessen große Sternwarte im südenglischen Slough.

Seit seinem Studium in Cambridge war Herschel mit Charles Babbage, dem Erfinder des Urcomputers, befreundet. Mit ihm zusammen gründete er schon während seines Studiums in Cambridge unter der Leitung von Robert Woodhouse die Analytical Society.[2] 1820 gründete er zusammen mit seinem Vater, Babbage und anderen die Astronomical Society, aus der 1831 die Royal Astronomical Society wurde.

Datei:Dumbbell Nebula - Herschel, 1833 - S3id13528690 0539.jpg
Illustrationen zum Hantelnebel aus „Observations of Nebulae and Clusters of Stars, Made at Slough, with a Twenty-Feet Reflector, between the Years 1825 and 1833“ in Philosophical Transactions of the Royal Society, London, 1833
Datei:Orion Nebula - Drawing - John Herschel -1847 - rotated by 180°.jpg
Der Große Nebel im Schwertgriff des Orion, wie durch den 20-Fuss-Reflektor in Feldhausen beobachtet.“ Teil der astronomischen Beobachtungen der Jahre 1834–1838, der die 1825 begonnene „teleskopische Übersicht der gesamten Oberfläche des sichtbaren Himmels“ vervollständigte.

Nachdem er den Katalog seines Vaters über den nördlichen Himmel ergänzt und vervollständigt hatte, kam er im Januar 1834, zehn Tage nach Thomas Maclear (1794–1879), in Kapstadt an und erwarb das Gut Feldhausen (einst Veldhuyzen, im heutigen Vorort Wynberg oder Claremont), wo er sein Teleskop errichtete, um dort den Südhimmel zu kartieren. An dessen Stelle steht heute der Herschelobelisk im Hof der Grove Primary School.[3][4]

John Herschel entdeckte unter anderem, dass die Magellanschen Wolken keine Nebel sind, sondern aus Myriaden von Sternen bestehen. Es entstanden neben weiteren Veröffentlichungen elf Kataloge von Doppelsternen, und ein Katalog von 5079 Nebeln und Sternhaufen wurde 1864 veröffentlicht. Ein Katalog von 10.300 Doppel- und Mehrfachsternen erschien posthum 1874.[5] Herschel führte auch das Julianische Datum in die Astronomie ein.

Datei:Herschel first picture on glass 1839 3.jpg
Die erste Fotografie auf Glass, 1839, zeigt das Teleskop seines Vaters in Slough, nahe London (Science Museum London)

Fotografie

Herschel prägte die Begriffe „Photographie“, „Positiv“ und „Negativ“. Er war mit David Brewster und William Henry Fox Talbot befreundet und bewog letzteren, an der Weiterentwicklung der Fotografie zu arbeiten. Herschel entdeckte eine Möglichkeit, Silbersalze nach dem Entwickeln an weiterer Reaktion zu hindern, indem diese fixiert werden. Seine Vielseitigkeit beweist auch die Anwendung der Lichtempfindlichkeit bestimmter Eisensalze zu damals neuen fotografischen Verfahren. Das von ihm 1839 erstmals beschriebene Dunkelfeldprinzip ermöglichte unter anderem die Kollodium basierten Direktpositive der Ambrotypie und Ferrotypie.[6]

1842 entdeckte er den fotografischen Prozess zum Belichten von Papierbildern auf der Basis von kolloidalem Gold, den er Chrysotypie (chryso, griechisch, „Gold“) nannte, dessen Lichtempfindlichkeit er selbst im Vergleich zur Kalotypie jedoch bemängelte. Ein weiteres von ihm entwickeltes, aber unfruchtbares Verfahren war etwa die Anthotypie (antho, griechisch, „Blume“, 1842), bei der die Emulsion aus Blütenfarbstoffen gebildet wurde, nach einer Entwicklung von mehreren Stunden bis hin zu fünf Wochen jedoch nur ein instabiles Bild lieferte. Heute erlebt sie im experimentell-künstlerischen Bereich eine Renaissance. Die Amphitypie (amphi, griechisch, „beide“, 1844) konnte sowohl ein Negativ wie ein Positiv erzeugen, die Belichtungszeit dauerte zwischen einer halben bis zu sechs Stunden. (Den Namen hatte Talbot vorgeschlagen, verwendete den Bezeichnung jedoch später für eine andere eigene Entwicklung.)[7]

Trotz seines maßgeblichen Beitrags zur Fotografie war das einzige von ihm gefundene fotografische Verfahren, das zu einer praktischen Anwendung fand, ein simples Kontaktkopierverfahren, die Cyanotypie (cyano, griechisch, „blau“). Hier wird ein Negativ auf ein mit einer Emulsion aus Ferriammoniumcitrat und Kaliumferricyanid beschichteten Papier bei Tageslicht auskopiert und nur mit einem Wasserbad fixiert. Das Ergebnis ist ein rein blaues Bild, dessen Eisensalze nicht auf, sondern im Papierfilz liegen. Das Bild kann verblassen, kann sich im Dunkeln jedoch wieder regenerieren. Auch eine direktpositive Variante entwickelte er mit sogar verkürzter Belichtungszeit.[8]

Verwendet wurde die Cyanotypie allerdings zunächst allein von Herschel selbst, der für sich wichtige Dokumente und Berechnungen kopierte, für die ihm eine manuelle Abschrift zu fehleranfällig war. Nur Anna Atkins wusste die Cyanotypie noch für sich nutzen. Sie veröffentlichte ihre Sammlung britischer Algen mit über 400 Kontaktkopien und ebenso umkopierten handschriftlichen Text in drei Bänden zwischen 1843 und 1853. Zwei weitere Bände mit Pflanzen, Farnen, Gräsern, Spitzen und Vogelfedern folgten, unter denen eine Cyanotypie von Pfauenfedern Herschel zugeschrieben wurde, in dessen Sammlung sie sich auch befand. Erst 1875 kam eine Firma (Marion & Co.) darauf, vorpräpariertes Papier Ingenieuren, Architekten, Eisenbahngesellschaften und Werften anzubieten, um Kopien ihrer technischen Zeichnungen und Pläne anfertigen zu können, was zu der dann üblichen und sprichwörtlichen Blaupause (blueprint) führte.[7] In dieser Funktion war sie (weiter verbessert) bis in die 1950er Jahre in Gebrauch. Um 1920 wurde sie zudem von Amateurfotografen auch als billige Form des Probeabzugs genutzt.[8]

Datei:John Frederick William Herschel - Lady with a harp 1842.jpg
Lady with a Harp, Cyanotypie Herschels nach einer unbekannten Lithografie, 1842.jpg

Neben dem intensiven Austausch mit anderen Wissenschaftlern war er auch mit Künstlern wie etwa Julia Margaret Cameron vertraut, die ihn mehrfach fotografierte. Er hatte 12 Kinder, darunter auch William James Herschel, einen Miterfinder der Daktyloskopie.

Datei:John Herschel by Jula Margaret Cameron, Abril 1867.jpg
John Herschel, Porträt Julia Margaret Camerons vom April 1867

Der „Große Mondschwindel“

Am 28. August 1835 erschien in der Tageszeitung New York Sun ein Artikel über eine angeblich von Herschel durchgeführte Mondbeobachtung, bei der er menschliche Wesen mit Flügeln gesehen habe.[9][10] Durch Recherchen anderer Journalisten kam jedoch heraus, dass dieser Artikel ohne Wissen von Herschel entstand und falsch war.[9][10]

Datei:Lunar Copernicus crater - Herschel 1842.jpg
Modell des Mondkraters Kopernikus, 1842. Detailfotografien der Mondoberfläche waren zu dieser Zeit noch unmöglich

Ehrungen

Er wurde 1831 als Ritter in den Guelphen-Orden aufgenommen, 1848 Präsident der Royal Astronomical Society und 1850 Master of the Mint der Royal Mint. Seit 1826 war er Mitglied der Académie royale de Bruxelles[11] sowie seit Dezember dieses Jahres Ehrenmitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg.[12] 1830 wurde er korrespondierendes Mitglied der Académie des sciences in Paris (seit 1855 associé étranger).[13] 1832 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences gewählt sowie Ehrenmitglied (Honorary Fellow) der Royal Society of Edinburgh.[14] Am 17. Juli 1838 wurde ihm der erbliche Adelstitel eines Baronet, of Slough in the County of Buckingham, verliehen. Am 31. Mai 1842 wurde er als ausländisches Mitglied in den preußischen Orden pour le Mérite für Wissenschaft und Künste aufgenommen.[5] Im Jahr 1854 wurde er zum Mitglied der American Philosophical Society[15] und 1857 der Leopoldina[16] gewählt.

John Herschel wurde nach einem Staatsakt in der Westminster Abbey neben den Gräbern von Charles Darwin und Sir Isaac Newton[5] beerdigt.

Die Herschelinsel in der kanadischen Beaufortsee ist nach ihm benannt, ebenso der Ort Herschel in Südafrika sowie der Mount Herschel in der Antarktis und der Mondkrater J. Herschel. Auch die Pflanzengattungen Herschelia T.E.Bowdich aus der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae) und Herschelianthe Rauschert aus der Familie der Orchideen sind nach ihm benannt.[17]

Datei:Herschel&darwin.jpg
Gräber von Sir John Herschel und Charles Darwin in der Westminster Abbey (2014)

Werke

Literatur

  • Michael J. Crowe: Herschel, Sir John Frederick William, first baronet (1792–1871). In: Oxford Dictionary of National Biography. Oxford 2004, ISBN 0-19-861411-X ({{#invoke:Vorlage:OxfordDNB|www |id=13/101013101 |err=Vorlage:OxfordDNB – ungülige ID |cat=:Wikipedia:Vorlagenfehler/Vorlage:OxfordDNB}}), Stand: {{#invoke:DateTime|format|Mai 2009|T._Monat JJJJ}}{{#invoke:TemplatePar|check

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  • C. P.: Sir J.F.W. Herschel, Bart, F.R.S. Monthly Notices of the Royal Astronomical Society, Vol. 32 (1872), S. 122–142. (Nachruf, englisch) {{#invoke:Vorlage:bibcode|f|errHide=1|errNS=0|errClasses=editoronly error|errCat=Wikipedia:Vorlagenfehler/Parameter:bibcode}}
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  • {{#invoke:Vorlage:Literatur|f}}
  • Franz Josef Pisko: Gedenkrede auf Sir John F.W. Herschel. In: E. Hornig (Hrsg.): Photographische Korrespondenz. 9. Jg., Verlag der photographischen Korrespondenz, Wien 1872, S. 104–110.
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Weblinks

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Einzelnachweise

  1. Vorlage:Zitation In: Vorlage:Zitation (english).Vorlage:TemplatePar
  2. The MacTutor History of Mathematics archive on John Frederick William Herschel (englisch)
  3. {{#invoke:WLink|getEscapedTitle|Picasa Foto Gedenktafel}} (Memento vom 1. Oktober 2016 im Internet Archive){{#invoke:TemplatePar|check |all = url= |opt = text= wayback= webciteID= archive-is= archive-today= archiv-url= archiv-datum= ()= archiv-bot= format= original= |cat = Wikipedia:Vorlagenfehler/Vorlage:Webarchiv |errNS = 0 |template = Vorlage:Webarchiv |format = * |preview = 1 }}Vorlage:Webarchiv/Wartung/URL{{#invoke:TemplUtl|failure| Fehler bei Vorlage:Webarchiv: enWP-Wert im Parameter 'url'.|1}}
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  5. a b c Der Orden Pour le Merite für Wissenschaft und Künste. Die Mitglieder des Ordens. Band I: 1842–1881. Gebr. Mann-Verlag, Berlin 1975, S. 46.
  6. {{#invoke:Vorlage:Literatur|f}}
  7. a b {{#invoke:Vorlage:Literatur|f}}
  8. a b {{#invoke:Vorlage:Literatur|f}}
  9. a b Ariane Stürmer: Vorlage:Zitation In: Vorlage:Zitation.Vorlage:TemplatePar
  10. a b s. a. Pierer
  11. Vorlage:Zitation Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique (français).Vorlage:TemplatePar
  12. Vorlage:Zitation Russische Akademie der Wissenschaften (русский).Vorlage:TemplatePar
  13. Vorlage:Zitation Académie des sciences (français).Vorlage:TemplatePar
  14. Vorlage:Zitation Royal Society of Edinburgh, archiviert vom Original am {{#invoke:Vorlage:FormatDate|Execute}} (PDF).Vorlage:TemplatePar
  15. Vorlage:Zitation American Philosophical Society.Vorlage:TemplatePar
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  17. Lotte Burkhardt: Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen – Erweiterte Edition. Teil I und II. Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin, Berlin 2018, ISBN 978-3-946292-26-5 doi:10.3372/epolist2018.

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† 11. Mai 1871 in Hawkhurst, Kent, Großbritannien
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