Kollaboration

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Kollaboration ({{#invoke:Vorlage:lang|full|CODE=la |SCRIPTING=Latn |SERVICE=lateinisch}} ‚mit-‘, {{#invoke:Vorlage:lang|flat}} ‚arbeiten‘) ist die ideelle Zusammenarbeit zwischen Personen oder Gruppen von Personen. Insbesondere ist damit die Zusammenarbeit mit dem Feind zu Zeiten eines Krieges oder der Besatzung gemeint; eine in diesem Sinne mit dem Gegner kollaborierende Person wird als Kollaborateur bezeichnet. Besonders häufig wird der Begriff auf die Kollaboration mit den Achsenmächten zur Zeit des Zweiten Weltkriegs in den besetzten Ländern Europas, Asiens und Afrikas zwischen 1939 und 1945 bezogen.

Begriffsabgrenzung

Der Begriff „Kollaboration“

Im Deutschen ist der Begriff außer in bestimmten Randbereichen in der Regel negativ besetzt und meint die „Zusammenarbeit mit dem Feind“.

Wertfrei wird der Ausdruck Kollaboration unter anderem in den Wirtschaftswissenschaften und in anderen anwendungsbezogenen Wissenschaften sowie im Projektmanagement verwendet. In diesem wertfreien Sinn ist der Begriff collaboration auch im Englischen und Französischen geläufig. Kollaboration meint hier allgemein eine Form der geistigen Kooperation oder Zusammenarbeit. Die Abgrenzung zwischen Kooperation und Kollaboration wird dabei in einer aus dem angelsächsischen Sprachgebrauch importierten Sichtweise darin gesehen, dass die Partner bei einer Kollaboration am Endergebnis der Zusammenarbeit schöpferisch beteiligt und keine bloßen Zuarbeiter oder Inhaltslieferanten sind.[1] In diesem Sinn spricht man auch in der Musikproduktion von Kollaboration, wenn mehrere Musiker ein Musikalbum gemeinsam veröffentlichen (Kollaboalbum). Ein weiteres Beispiel für die wertfreie Begriffsverwendung ist die kollaborative Robotik, wo Kollaboration für die Zusammenarbeit von Mensch und Roboter steht.

Aus feministischer Sicht werden von einigen Vertreterinnen auch bestimmte Formen der Zusammenarbeit von Frauen mit Männern, insbesondere die freiwillige Unterordnung unter dominante männliche Verhaltensweisen bei sexuellen Begegnungen, als „Kollaboration“ bezeichnet und im Kontext des Geschlechterkampfes negativ bewertet; in diesem Sinne erklärte die Feministin Alice Schwarzer: „Weiblicher Masochismus ist Kollaboration!“[2]

Der Begriff „Kollaborateur“

In anderen Sprachen wie beispielsweise dem Englischen, Spanischen und Italienischen bedeutet auch collaborator, colaborador bzw. collaboratore nur ganz allgemein Mitarbeiter. Im Englischen wird jemand, der mit dem Feind zusammenarbeitet, hingegen mit dem Wort Quisling bezeichnet. Dieser auch in anderen Sprachen verbreitete Ausdruck für einen Kollaborateur im Krieg leitet sich vom Nachnamen des Norwegers Vidkun Quisling her, der vor und während der Besatzung seines Landes durch die Deutschen mit den Nationalsozialisten kollaborierte. Im Spanischen nennt man einen solchen Kollaborateur colaboradorista, im Italienischen collaborazionista.

Im Französischen wird die Benennung collaborateur für beide Begriffe verwendet, kann also je nach Kontext entweder „Mitarbeiter“ (wertungsfrei) oder „Kollaborateur“ im hier beschriebenen negativen Sinn bedeuten. Daneben wird für den Begriff der Kollaboration mit dem Gegner auch der eindeutig negativ belegte Ausdruck collaborationniste benutzt.

Im Deutschen ist die neutrale Verwendung des Wortes Kollaborateur im Sinne von „Mitarbeiter“ (wertungsfrei) vornehmlich in Österreich zu finden und gilt als Austriazismus. Noch im 19. Jahrhundert war allerdings auch in Deutschland, vor allem im süddeutschen Raum, die latinisierte Berufsbezeichnung Kollaborator für bestimmte Hilfsbedienstete anzutreffen (etwa Hilfsgeistliche, Hilfslehrer an höheren Schulen etc.); das entsprechende Amt hieß dann Kollaboratur. In diesem Sinn taucht etwa in der Erzählung Die Frau Professorin von Berthold Auerbach der „Bibliothekskollaborator Reihenmaier“ auf.

Die Verwendung des Ausdrucks zur Bezeichnung einer mit dem Feind kollaborierenden Person zu Kriegszeiten ist im deutschen Sprachgebrauch seit dem 19. Jahrhundert belegt. Schon damals spielte er besonders auch in den verschiedenen deutsch-französischen Konflikten seit den napoleonischen Kriegen eine Rolle (Stichwort „Erbfeind“). So erscheint es nur als logische Entwicklung, dass der Begriff in der Zeit der deutschen Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg neue Aktualität gewann und auch heute noch insbesondere auf diese Vorgänge bezogen wird.

Unmittelbarer Anlass für die Verwendung dieses Ausdrucks im besetzten Frankreich war eine im Radio übertragene Rede des Staatschefs Pétain vom 30. Oktober 1940 nach seinem Treffen mit Adolf Hitler in Montoire-sur-le-Loir am 24. Oktober, in der er die Franzosen zur „Zusammenarbeit“ (collaboration) mit den deutschen Besatzern aufrief. Besondere Brisanz besitzt in diesem Zusammenhang die erst in den vergangenen Jahrzehnten im vollen Umfang bekannt gewordene Mitwirkung französischer Polizeiorgane und Behörden an der Deportation von Juden aus Frankreich in die NS-Vernichtungslager. Der Vorwurf der Kollaboration mit dem Dritten Reich führte in der unmittelbaren Nachkriegszeit zu zahlreichen Verhaftungen und Misshandlungen tatsächlicher oder auch vermeintlicher Kollaborateure im befreiten Frankreich.

In der Zeit des Kalten Krieges benutzte man das Wort Kollaborateur in Deutschland auch als Schimpfwort für weltanschauliche Gegner, die man der Zusammenarbeit mit dem politischen System auf der jeweils anderen Seite des Eisernen Vorhangs bezichtigen oder als dessen Sympathisanten bloßstellen wollte (siehe auch: „Fünfte Kolonne“).

In vielerlei Konfliktlagen wurde und wird der Begriff Kollaboration bzw. Kollaborateur auch in jüngerer Zeit häufig benutzt, um die Zusammenarbeit einheimischer Gruppierungen mit fremden, als Kolonial- oder Besatzungsmächte angesehenen Kräften abwertend zu kennzeichnen – so etwa im Maghreb, in Afghanistan, auf dem Balkan und im Irak.

{{#invoke:Vorlage:Anker|f |errCat=Wikipedia:Vorlagenfehler/Vorlage:Anker |errHide=1}} Kollaboration mit den Achsenmächten im Zweiten Weltkrieg

Zur Zeit des Zweiten Weltkrieges gab es in den vom nationalsozialistischen Deutschen Reich, dem faschistischen Italien und dem Japanischen Kaiserreich besetzten Gebieten Organisationen, Bewegungen und Einzelpersonen, die mit den Besatzern kollaborierten. Durch besondere Grausamkeit traten auf japanischer Seite die timoresischen Colunas Negras hervor.