René-Antoine Ferchault de Réaumur

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René-Antoine Ferchault de Réaumur

René-Antoine Ferchault de Réaumur (* 28. Februar 1683 in La Rochelle; † 17. Oktober 1757 bei Saint-Julien-du-Terroux, Département Mayenne) war ein französischer Natur- und Materialforscher mit einem weiten Interessen- und Arbeitsgebiet. So beschäftigte er sich unter anderem mit der Entstehung der Schalen der Schalentiere, der Temperaturmessung (Réaumur-Skala) sowie auch mit der Herstellung von Stahl, Glas und Papier. Große Beiträge leistete er besonders zur Entomologie (Insektenkunde).

Leben

René-Antoine Réaumur wurde in La Rochelle geboren und erzogen. Sein Vater war René Ferchault de Réaumur (1645–1684).[1] Dank der Förderung eines Onkels konnte er Philosophie in der Hochschule der Jesuiten in Poitiers studieren und ab 1699 in Bourges Zivilrecht und Mathematik. 1703 kam er nach Paris, wo er das Studium fortsetzte. Neben Mathematik studierte er nun auch Physik. 1708, im Alter von vierundzwanzig Jahren, wurde er zum Mitglied der Académie des sciences gewählt. Von da an bis zu seinem Tod gab es kaum ein Jahr, in welchem die Mémoires de L'Académie nicht mindestens einen Beitrag von Réaumur enthielten.

Réaumur starb am 17. Oktober 1757 auf seinem Landgut Schloss Bermondière, das er in der ehemaligen westfranzösischen Provinz Maine besaß. Sein umfangreiches Naturalienkabinett hat er der Königlichen Akademie der Wissenschaften[2] vermacht.

Ehrungen

Réaumur zu Ehren wurde 1935 ein Mondkrater nach ihm benannt, ebenso 2002 der Asteroid (7098) Réaumur. Auch die Pflanzengattungen Reaumuria L. und Beaumulix Willd. ex Poir. aus der Familie der Tamariskengewächse (Tamaricaceae) sind nach ihm benannt.[3]

Werk

Zoologie

In seiner Arbeit De la formation et de l'accroissement des coquilles des animaux (1709) zeigte er, dass sich die Schalen der Schalentiere aus einem Saft bilden, der von diesen Tieren abgesondert wird. Sein Hauptwerk erschien 1734–1742 unter dem Titel Mémoires pour servir à l'histoire naturelle des insectes (6 Bände). Darin hatte Réaumur seine Forschungen über die Lebensweise und Entwicklung der Insekten niedergeschrieben. Insbesondere beschäftigte er sich mit dem Bienenstaat und entdeckte unter anderem die Gliederung in Königin, Drohnen und Arbeitsbienen.

Réaumur hatte sich auch Gedanken zur Papierherstellung aus Holz gemacht. So schrieb er 1719 der französischen Akademie der Wissenschaften in Paris:

„Die amerikanischen Wespen bilden ein sehr feines Papier, ähnlich dem unsrigen. Sie lehren uns, dass es möglich ist, Papier aus Pflanzenfasern herzustellen, ohne Hadern oder Leinen zu brauchen; sie scheinen uns geradezu aufzufordern zu versuchen, ebenfalls ein feines und gutes Papier aus gewissen Hölzern herzustellen. Wenn wir Holzarten ähnlich denen besäßen, welche die amerikanischen Wespen zu ihrer Papierherstellung benutzen, so könnten wir das weißeste Papier herstellen.“

Technik

Réaumur machte manche nützliche Entdeckung bezüglich der Stahlerzeugung und des Tempergusses[4] und 1730 erfand er ein mattes Glas, das sogenannte Réaumursche Porzellan.

Im Zusammenhang mit der Entwicklung eines AlkoholThermometers definierte er eine neue Temperaturskala, die seinen Namen erhielt. Das Grad Réaumur war in Europa auch noch gebräuchlich, als in den meisten Thermometern schon Quecksilber anstatt Alkohol verwendet wurde. Erst 1901 wurde die amtliche Temperaturmessung von Grad Réaumur auf Grad Celsius umgestellt. Seitdem verwenden lediglich noch Köche und Pâtissiers die Réaumur-Skala zur Bestimmung der Temperatur von Zuckerlösung.

R.-A. F. Réaumur (Stahlstich)

Vorträge und Schriften (Auswahl)