Schüleraustausch

aus WikiDoku

Schüleraustausch bezeichnet den gegenseitigen Besuch von Schülergruppen oder einzelnen Jugendlichen über Ländergrenzen hinweg. Der Schüleraustausch ist eine Form des Jugendaustausches. Der Schüleraustausch ist Teil der schulischen Bildung und Erziehung. Zu unterscheiden vom Schüleraustausch in der Schule ist die außerschulische Säule der internationalen Jugendarbeit, die Teil der allgemeinen Jugendarbeit und damit der Kinder- und Jugendhilfe ist. Daneben gibt es noch den Au-Pair-Austausch als Teil von Erziehung und Bildung in der Familie.

Ziel des Schüleraustausches ist die Förderung der Völkerverständigung, der interkulturellen Kompetenz, dem Erwerb oder Verbesserung der Fremdsprachenkenntnisse, der Verselbstständigung der Persönlichkeit von Jugendlichen, das Kennenlernen der Kultur im Gastland, das Gastland als solches.[1]

Formen

Schüleraustausch mit einer Partnerschule

Die ursprüngliche Form des Schüleraustausches ist der Besuch von Schulklassen einer Partnerschule im Ausland. Jeder Schüler bekommt einen Austauschpartner zugewiesen, bei dessen Familie er während des Aufenthaltes im anderen Land wohnt. Beim zeitlich versetzten Gegenbesuch des Austauschpartners im eigenen Land lebt dieser dann in der Familie des Schülers. Der Austausch wird häufig von einem oder mehreren Lehrern begleitet, die die Fremdsprache unterrichten.

Das Programm der Europäischen Union Erasmus+ fördert den Gruppenaustausch im Rahmen von Schulklassen. Erasmus+ ist Nachfolger des Comenius-Programms. Darüber hinaus gibt es organisierte Besuche von Gruppen im Schulalter, die etwa durch das Deutsch-Französische Jugendwerk gefördert werden.

Drittortbegegnungen

Neben den Besuch von Schulklassen an einer Partnerschule gibt es auch Drittortbegegnungen, z. B. an Schülerbegegnungsstätten. Erasmus+ fördert Begegnungen an Gedenkstätten oder in Städten mit Sitz von EU-Institutionen.

Individualaustausch

Neben dem Gruppenaustausch gibt es auch den Austausch einzelner Schüler. Dieser kann ein Kurzzeithaufenthalt sein oder einen längeren zusammenhängenden Zeitraum umfassen. Meistens besucht der Austauschschüler dabei eine Klasse einer Gastschule. Es werden jedoch auch Schülerpraktika angeboten. Die Unterbringung erfolgt meist ein einer Gastfamilie, es gibt aber auch Unterbringungen in Internatsschulen. Die übliche Klassenstufe für diese Auslandsaufenthalte ist die 9., 10. oder 11. Klasse. Historisch betrachtet ist die übliche Dauer des Aufenthalts vor allem in den USA ein Schuljahr („Austauschjahr“ – ATJ), seltener ein Halb- oder Vierteljahr. Vor allem in Australien und Neuseeland dominieren seit den 2010er Jahren allerdings Halbjahresprogramme, während sich in Kanada Halb- und Ganzjahresprogramme ungefähr die Waage halten.[2]

Es ist aber insbesondere beim individuellen Auslandsaufenthalt nicht selbstverständlich, dass die Gastfamilie Kinder im selben Alter hat. Auch ältere Ehepaare, alleinstehende Frauen und Männer sowie Familien mit kleinen Kindern können Gastfamilie werden. Die Entwicklung eines familiären Verhältnisses zu den Gasteltern gelingt nicht immer im ersten Versuch. Austauschorganisationen bieten daher häufig die Möglichkeit zum Wechsel der Gastfamilie an.

Der Individualschüleraustausch ist mit einem erheblichen organisatorischen Aufwand verbunden (Besorgung von Visa, Organisation eines Schulplatzes, Schulbefreiung in Deutschland, Organisation einer Gastfamilie, Versicherungen, Impfungen, Anreise und Abreise). Die Durchführung und Finanzierung kann über öffentliche Programme, Austauschorganisationen oder in Eigenregie erfolgen.

Öffentliche Programme

Individualaustausch

Bekannte öffentliche Programme sind:

  • das German American Partnership Program und das Parlamentarische Patenschafts-Programm
  • das Voltaire-Programm und das Brigitte-Sauzay-Programm des Deutsch-Französischen Jugendwerks
  • verschiedene Programme einiger Bundesländer[3]
    • Baden-Württemberg: Trimester-Programme in Zusammenarbeit mit dem gemeinnützigen Verein AFS (American Field Service) und teilweise dem Peace-Program
    • Bayern: Förderung über den Bayerischen Jugendring von 2 bis 3monatiger Dauer[4] oder als Botschafter Bayerns[5] einjährige individuelle Schüleraustausche in Zusammenarbeit mit dem gemeinnützigen Verein Youth For Understanding.
    • Hamburg: Förderung von 2wöchigen bis 3monatigen Aufenthalten durch das „Behördenprogramm“ oder vier- bis sechswöchige Aufenthalte durch das „Zuvogelprogramm“
    • Hessen: 4wöchige bis 5monatige Progamm mit Wisconsin und Aquitaine
    • Niedersachsen: Förderung von 6wöchigen bis 3monatigen Austauschen mit Frankreich, Spanien und Chile
    • NRW: zwei- bis 6monaige Austauschprogramm der Bezirksregierung Düsseldorf[6]
    • Rheinland-Pfalz: zehnwöchigen Schüleraustausch mit der kanadischen Provinz British Columbia, im Rahmen des Schuman-Programms vierwöchigen Schüleraustausch in Frankreich oder Belgien und Anna-Seghers-Programm mit der Region Burgund.
    • Saarland: Rahmen des Schuman-Programms individueller zweiwöchiger Schüleraustausch in Lothringen, Luxemburg und Belgien
    • Sachsen: vierwöchige Austausche im Vereinigten Königreich, in den USA, in Kanada, Frankreich, Malta und Tschechien
    • Schleswig-Holstein: zweiwöchiger Schüleraustausch mit dem Kanton Waadt in der Schweiz

Anders als die bereits öffentlich geförderten Kurzzeitformate der Schulaustausche und der internationalen Jugendarbeit erfährt der langfristige individuelle Schüleraustausch – mit Ausnahme der Botschafter Bayerns im allerdings geringen Umfang – bisher keine finanzielle Förderung durch den Staat.[7]

Gruppenaustausch

Erasmus+ finanziert sowohl Kurzzeitaustausche zwischen zehn und 29 Tagen, als auch Langzeitaustausche ab 30 Tagen bis ein Jahr. Die Lehrkräfte der entsendenden Schule und der Gastschule organisieren den Aufenthalt, entwickeln einen Stundenplan für den Austauschschüler und finden eine Gastfamilie. Dafür werden ebenfalls finanzielle Unterstützungen gewährt. Auch Schülerpraktika werden durch Erasmus+ gefördert. Erasmus+ ist der Nachfolger des Comenius-Programms.

Austauschorganisation

Gegen Entgelt übernehmen häufig Schüleraustauschorganisationen diese Arbeit, die teilweise gemeinnützig sind oder ein wirtschaftliches Eigeninteresse verfolgen. Austauschorganisationen bieten darüber hinaus häufig Mehrwertdienste, wie Vor- und Nachbereitungsseminare, Betreuung vor der Anreise und während der Aufenthalts, Möglichkeit die Gastfamilie zu wechseln, Bezahlung der Schulgebühren, Netzwerk der Schüler aus den Seminaren und einen Alumni-Austausch.

Statistik