Sopade

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Sopade (auch SoPaDe bzw. SOPADE) nannte sich der Vorstand der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) von 1933 bis zum Frühjahr 1938 im Prager, danach bis 1940 im Pariser Exil während der Zeit des Nationalsozialismus. Die Bezeichnung wird auch als Sammelbegriff für dessen Mitarbeiter und Anhänger verwendet.

Überblick

Die Sopade-Gruppe ging aus dem Kreis führender Sozialdemokraten hervor, der sich im Mai 1933 nach der NS-Machtübernahme in Deutschland zunächst nach Saarbrücken und wenig später nach Prag begeben hatte. Von dort aus hatte er den (wiederholt angefochtenen) Anspruch erhoben, als Parteivorstand und „Treuhänder“ der Gesamtpartei anerkannt zu werden. Die Sopade entwickelte sich seit 1934 zu einem Organisationszentrum derjenigen sozialdemokratischen Exilpolitiker, die jegliche Kooperation mit der KPD ablehnten. Kritiker dieser Linie wie Siegfried Aufhäuser und Karl Böchel, die Hauptakteure der Revolutionären Sozialisten Deutschlands waren, und Paul Hertz, der zu linken Oppositionsgruppen wie dem Roten Stoßtrupp und Neu Beginnen Kontakt hielt, wurden nach und nach aus der Organisation entfernt oder – wie Rudolf Breitscheid, Victor Schiff und Erich Kuttner – ignoriert. Auch Versuche, durch Aufnahme neuer Mitglieder – beispielsweise Robert Keller – den Kurs der Sopade zu verändern, scheiterten schon in Ansätzen, da Nachwahlen schlicht abgelehnt wurden.[1]

Bis kurz vor dem Zweiten Weltkrieg stellte die Sopade ihre politische Konzeption auf einen durch innere Widersprüche herbeigeführten Zusammenbruch des NS-Regimes bzw. einen Militärputsch ab. Bündnispartner sah sie vor allem in bürgerlich-liberalen Kräften und im politischen Katholizismus. Seit 1938 ging die Sopade von der Unvermeidbarkeit eines Krieges aus und verfolgte einen Kurs enger Anlehnung an die Deutschlandpolitik der Westmächte. In dieser Phase versuchte die verbliebene Führungsgruppe, sich programmatisch gänzlich vom Marxismus zu lösen. Nach der Niederlage Frankreichs floh der Sopade-Stab nach Lissabon, wo er sich Anfang November 1940 auflöste; seine Mitglieder emigrierten zumeist nach Großbritannien und in die USA.

In der politisch-ideologischen Nachfolge der Sopade stand vor allem die German Labor Delegation in den USA. Die Sopade-Gruppe in London trat bis 1945 unter dem alten Namen auf, stellte aber den nicht mehr durchsetzbaren Alleinvertretungsanspruch für die Gesamtpartei zurück und schloss sich der im Frühjahr 1941 gegründeten Union deutscher sozialistischer Organisationen in Großbritannien an, in der zunächst auch linkssozialdemokratische bzw. linkssozialistische Gruppen eine eigenständige Rolle spielten.

Maßgebliche Mitglieder der Sopade waren Otto Wels, Hans Vogel, Friedrich Stampfer, Siegmund Crummenerl, Erich Ollenhauer, Rudolf Hilferding, Curt Geyer und Fritz Heine.

Geschichte