Sozialistische Einheitspartei Deutschlands

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Sozialistische Einheitspartei Deutschlands
Emblem

Flagge

Partei­vorsitzender Wilhelm Pieck und Otto Grotewohl
(Co-Vorsitzende, 22. April 1946 – 6. April 1954)
Gregor Gysi (9. Dezember 1989 – 17. Dezember 1989)
General­sekretär Walter Ulbricht (24. Juli 1950 – 3. Mai 1971)
Erich Honecker (3. Mai 1971 – 18. Oktober 1989)
Egon Krenz (18. Oktober 1989 – 6. Dezember 1989)
Ehren­vorsitzender Walter Ulbricht (3. Mai 1971 – 1. August 1973)
Entstehung Zwangsvereinigung von Ost-SPD und KPD
Gründung 21. / 22. April 1946
Gründungs­ort Admiralspalast, Ost-Berlin
Umbenennung 16. / 17. Dezember 1989
(umbenannt in: Sozialistische Einheitspartei Deutschlands – Partei des Demokratischen Sozialismus (SED-PDS))
Haupt­sitz Haus am Werderschen Markt, Berlin-Mitte
Jugend­organisation Freie Deutsche Jugend (FDJ)
Zeitung Neues Deutschland
Aus­richtung Sozialismus
Kommunismus
Marxismus-Leninismus
Stalinismus (1946–1956)
Realsozialismus (1973–1989)
Demokratischer Sozialismus (1989–1990)
Farbe(n) rot
Mitglieder­zahl 2,3 Millionen (Oktober 1989)
Mindest­alter 18 Jahre

Die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) war eine marxistisch-leninistische Partei, die 1946 in der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands und der Viersektorenstadt Berlin aus der Zwangsvereinigung von SPD und KPD hervorging und sich anschließend unter sowjetischem Einfluss zur Kader- und Staatspartei der 1949 gegründeten DDR entwickelte und diese zum Arbeiter-und-Bauern-Staat umgestaltete. Da die Verfassung der DDR ab 1968 den Führungsanspruch der SED festschrieb und deren Nomenklaturkader die Organe aller drei Gewalten, Legislative, Exekutive und Judikative, durchdrangen, war das politische System der DDR de facto eine Ein-Parteien-Herrschaft der SED. Neben der SED gab es noch einige Blockparteien, die den Anschein einer Mehrparteiendemokratie erwecken sollten.

Im Zuge der Wende und friedlichen Revolution in der DDR 1989/90 verlor die SED ihre Stellung als herrschende Staatspartei, gab sich ein neues Programm und benannte sich im Dezember 1989 zunächst in Sozialistische Einheitspartei Deutschlands – Partei des Demokratischen Sozialismus (SED-PDS), am 4. Februar 1990 dann in Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS) um. Aus ihr entstand 2007 durch Verschmelzung mit der Arbeit & soziale Gerechtigkeit – Die Wahlalternative (WASG) die Partei Die Linke.

Geschichte

Entstehung

Hintergrund

Datei:Fotothek df pk 0000172 011 Porträt, Ernst.jpg
Vereinigungsparteitag von KPD und SPD zur SED im Admiralspalast in Berlin, mit dem historischen Händedruck zwischen Otto Grotewohl und Wilhelm Pieck
Datei:SED Plakat 1947.jpg
Wahlplakat (1947)
Datei:Bundesarchiv Bild 183-08483-0003, SED-Plakat "SED - Deine Partei".jpg
Wahlplakat (1950)
Datei:Fahnenspitze SED DDR Frühe Ausführung 1.jpg
Fahnenspitze der SED in früher Form

Die SED sah sich in Tradition der KPD über die VKPD, die USPD, den Spartakusbund, die SPD, die SDAP, den ADAV bis hin zur deutschen Arbeiterbewegung. Nach den zwölf Jahren der Diktatur des Nationalsozialismus war die Parteienlandschaft Deutschlands gründlich zerstört, was einen demokratischen Neuanfang stark erschwerte. Also galt es für die Besatzungsmächte, die Grundlagen für das gesellschaftliche Leben zu schaffen. Als erstes reagierte die Sowjetunion. Mit dem Befehl Nummer zwei der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) vom 10. Juni 1945 initiierte sie die politische Betätigung in ihrer Zone. Danach sollte die Tätigkeit antifaschistisch-demokratischer Parteien und freier Gewerkschaften gestattet sein.

Das Zentralkomitee (ZK) der KPdSU ließ dazu deutsche Kommunisten und Widerstandskämpfer, die den Zweiten Weltkrieg überlebt hatten, nach umfassender Schulung in Moskau zurück nach Berlin verbringen. Vorerst drei Initiativgruppen Ulbricht, Ackermann und Sobottka, die in Berlin, Sachsen und Mecklenburg tätig wurden, hatten die Aufgabe, die Verwaltung aufzubauen und den sowjetischen Weisungen einen demokratischen Anschein zu geben. Einer dieser Kader war der später in die Bundesrepublik geflüchtete Wolfgang Leonhard, der als Mitglied der Gruppe Ulbricht in die sowjetische Besatzungszone kam.

Schon am 11. Juni 1945 trat das ZK der KPD zum ersten Mal mit seinem Gründungsaufruf an die Öffentlichkeit. Ermöglicht wurde diese schnelle Reaktion durch die Tätigkeit der oben genannten Gruppen. Kurze Zeit später veröffentlichte die SPD am 15. Juni ihren Gründungsaufruf.

Unter dem massiven Druck der sowjetischen Besatzungsmacht und der KPD-Führung sowie mit der Unterstützung führender Sozialdemokraten und nicht weniger SPD- und KPD-Mitglieder bildeten sich auf allen Ebenen der beiden Parteien Arbeitsgemeinschaften und Ausschüsse, deren erklärtes Ziel die organisatorische Vereinigung war. Teile der sozialdemokratischen Seite gingen dabei weiter als die Führung der KPD, die anfänglich eher zurückhaltend hinsichtlich der Vereinigung war und noch ein Vereinigungsangebot des Berliner Zentralausschusses der SPD unter Führung von Otto Grotewohl im Juni 1945 ablehnte. Getrieben von der Besatzungsmacht und unter nun veränderter Taktik der KPD-Führung veranstalteten der ZA der SPD und das ZK der KPD im Dezember 1945 eine Konferenz, auf der jeweils dreißig führende Vertreter beider Parteien anwesend waren, die die Verschmelzung beider Parteien beschlossen. Grundlegende Motivation waren die Erfahrungen mit der Spaltung der linken Hitler-Gegner im Parlament der späten Weimarer Republik, die als eine der wesentlichen Ursachen für die Machtübertragung an die NSDAP betrachtet wurde, was unter anderem im deklamatorischen Charakter des Schwurs von Buchenwald und in den Ideen der Einheits- und Volksfront zum Ausdruck kam. Eine weitere Motivation für die Kommunisten war das unerwartet schlechte Abschneiden der österreichischen Kommunisten bei der Nationalratswahl in Österreich 1945.

Besonders innerhalb der SPD tobten um die avisierte Vereinigung heftige Kontroversen. Der faktische Vorsitzende in Westdeutschland, Kurt Schumacher, sprach sich vehement gegen diesen Schritt aus. Der Zentralausschuss unter dem Vorsitz von Grotewohl, das selbsternannte Leitungsgremium der SPD in der SBZ, konnte bei mehreren Sitzungen zu keiner Einigung kommen. Er willigte erst ein, als der sächsische SPD-Landesvorsitzende Otto Buchwitz drohte, die Vereinigung mit seinem Landesverband zu starten. Insbesondere in den Regional- und Lokalgliederungen der SPD hatte die sowjetische Besatzungsmacht die Möglichkeit, unter anderem auch mit Repressionen und Verhaftungen auf die SPD-Mitglieder einzuwirken. Aber auch Teile der KPD-Führung mussten von ihren Vorstellungen abrücken, die eigene Partei aufzubauen, Regierungspolitik zu betreiben und die in ihren Augen diskreditierte Sozialdemokratie abzulösen. Dies war sowohl auf den zunehmenden Führungsanspruch der Sozialdemokratie als auch auf mangelnden Rückhalt in der Bevölkerung zurückzuführen.

Bezüglich einer Vereinigung waren lokal große Unterschiede festzustellen. So vereinigten sich bereits am 23. Februar 1946 die Kreisorganisationen der KPD und der SPD in Neuruppin zur Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands. Dagegen sprachen sich bei einer Urabstimmung unter SPD-Mitgliedern, die nur in den Westsektoren in West-Berlin stattfinden konnte, am 31. März 1946 etwa 82 % der Teilnehmer gegen eine sofortige Vereinigung,[1] aber immerhin 62 % für „gemeinsame Arbeit“ mit der KPD aus. Im sowjetischen Sektor von Berlin und in der Sowjetischen Besatzungszone hatte die Besatzungsmacht eine Urabstimmung der SPD verhindert. In Berlin, wo die SPD auch im Ostteil der Stadt bis 1961 weiter existierte, behielten ungefähr zwei Drittel der Mitglieder ihr sozialdemokratisches Parteibuch, etwa ein Drittel trat in die SED ein.

Hauptströmungen der kontroversen Diskussionen der Mitglieder in den deutschen Ländern waren dabei:

  • Kräfte der KPD, die die Politik der Verteufelung der SPD als „Sozialfaschisten“ fortsetzten,
  • Kräfte der SPD, die Kommunisten als „rotlackierte Faschisten“ bezeichneten,
  • Kräfte, welche die politischen Konzepte von KPD und SPD als unvereinbar betrachteten,
  • Einheitsbestrebungen, die aus Erkenntnissen von Sozialdemokraten und Kommunisten aus der Zeit der gemeinsamen Illegalität und Verfolgung unter der nationalsozialistischen Diktatur und des gemeinsamen Widerstandes resultierten,
  • Bestrebungen der sowjetischen Besatzungsmacht, stalinistisch orientierte Kräfte zu etablieren,
  • Bestrebungen der US-amerikanischen, britischen und französischen Besatzungsmächte, antisowjetisch orientierte Kräfte zu etablieren,
  • taktische und machtpolitische Bestrebungen besonders in Teilen der KPD-Führung, um den wachsenden Einfluss der SPD zurückzudrängen.

Gründung durch Zwangsvereinigung von SPD und KPD

Am 21. und 22. April 1946 versammelten sich im Ost-Berliner Admiralspalast in der Berliner Friedrichstraße Delegierte von KPD und SPD, Ehrengäste und Zuschauer zum gemeinsamen Parteitag von KPD und Teilen der SPD. Seitens der SPD nahmen 548 Delegierte (darunter 103 aus den westlichen Besatzungszonen) teil und von der KPD 507 Delegierte (darunter 127 westliche). Diese vertraten rund 680.000 sozialdemokratische und rund 620.000 kommunistische Parteimitglieder der Sowjetischen Besatzungszone. Eröffnet wurde die Veranstaltung mit der Fidelio-Ouvertüre Beethovens. Anschließend betraten Wilhelm Pieck und Otto Grotewohl von verschiedenen Seiten die Bühne und reichten sich die Hände. Diese symbolische Geste wurde im Emblem der SED nachempfunden.

Auch in den übrigen Besatzungszonen gab es verschiedene Formen der Zusammenarbeit und Annäherungsbestrebungen zwischen Sozialdemokraten und Kommunisten. So beschlossen am 24. Juli 1945 in Hamburg und am 8. August 1945 in München Vertreter der SPD und der KPD ein gemeinsames Aktionsprogramm. In Frankfurt am Main entstand am 3. Oktober 1945 ein Arbeitsausschuss von Sozialdemokraten und Kommunisten, und am 1. Oktober 1945 rief der Einheitsausschuss von SPD und KPD in Wiesbaden zur Vereinigung beider lokaler Parteien auf. Darüber hinaus arbeiteten in einer Reihe von Städten Sozialdemokraten und Kommunisten auf kommunaler Ebene zusammen.

Sowohl in den amerikanischen, britischen und französischen Besatzungszonen als auch in der sowjetischen Besatzungszone, wurde auf diese Prozesse seitens der Besatzungsmächte Einfluss genommen. Die Vereinigung in der sowjetischen Besatzungszone kam maßgeblich durch sowjetischen Druck zustande.[2] Zu dieser Sicht äußert sich u. a. der Zeitzeuge und damalige Mitverantwortliche Wolfgang Leonhard, der in seinen Büchern die Koordinierung durch das ZK der KPdSU belegt. Die Partei bestand grundsätzlich in ganz Berlin, allerdings führte der Bau der Berliner Mauer dazu, dass sich die Partei in den Westsektoren eigenständig organisieren musste und ab Ende 1962 als Sozialistische Einheitspartei Westberlins fortbestand. 2001 räumten die Bundestagsabgeordneten Gabi Zimmer und Petra Pau (beide PDS) ein, dass Mitglieder der SED sowohl im Prozess der Vereinigung Täuschungen, Zwänge und Repressionen zuließen, als auch Fehler begangen hätten. Am 6. Mai 2001 schloss sich der Parteivorstand dieser Erklärung an.

Weitere Entwicklung

Programm

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Wilhelm Pieck und Otto Grotewohl
Datei:Stamps of Germany (DDR) 1966, MiNr 1174.jpg
Briefmarke zum 20-jährigen Bestehen der SED

Zum Zeitpunkt ihrer Gründung hatte die SED etwa 1,3 Millionen Mitglieder, die zu fast gleichen Teilen aus KPD und SPD kamen. Das Parteiprogramm war anfangs an antifaschistisch-demokratischen Grundzügen orientiert.

Bei den Landtagswahlen 1946 verfehlten die vereinigten Arbeiterparteien eindeutig ihr Wahlziel: Trotz massiver Unterstützung durch die Besatzungsbehörden erzielte die SED in keinem Land die absolute Mehrheit. In Mecklenburg und in Thüringen verfehlten sie diese knapp, in Sachsen-Anhalt und in Brandenburg wären bürgerliche Koalitionen von CDU und LDP möglich gewesen.[3] Noch enttäuschender war das Ergebnis in Groß-Berlin. Bei der Wahl der Stadtverordnetenversammlung von Groß-Berlin im Oktober 1946, bei der neben der SED auch die SPD antrat (→ Sonderfall Berlin), errang die SPD einen Stimmenanteil von 48,7 % gegenüber der SED mit 19,8 % (CDU 22,2 % und LDP 9,3 %). Dies war die einzige freie Wahl in Gesamtberlin (vor 1990).

Frauen, die die Nachkriegsgesellschaft rein zahlenmäßig dominierten, waren in der SED deutlich unterrepräsentiert: 1947 waren weniger als 24 % der Mitglieder der SED Frauen.[4] Zudem arbeiteten in den Berufen mit besonders hohem Mitgliederanteil vorwiegend Männer. Mitte 1948 war die Zahl der Mitglieder auf zwei Millionen angewachsen, was einem Bevölkerungsanteil von sechzehn Prozent entsprach.

Das erste Parteiprogramm der SED war an das Erfurter Programm der SPD von 1891 angelehnt, um ehemaligen Sozialdemokraten die Zustimmung zu erleichtern. So vermied das ursprüngliche Programm der SED noch jeden Bezug auf den Leninismus und sprach vom demokratischen Weg zum Sozialismus. Im Parteistatut wurden noch keine weltanschaulichen Einschränkungen erhoben. Vielmehr stand die SED allen offen, die den Nationalsozialismus ablehnten. Es gab noch keine Kandidatenzeit, keine Überprüfungen, kein Politbüro und keinen Generalsekretär. Ämter wurden streng paritätisch von Kommunisten und Sozialdemokraten besetzt. So gab es zu dieser Zeit auch zwei Parteivorsitzende: den Sozialdemokraten Otto Grotewohl und den Kommunisten Wilhelm Pieck. Die paritätische Besetzung von Parteiämtern schützte die Sozialdemokraten nicht vor ihrer Vereinnahmung. Unmittelbar nach der Vereinigung setzte die «Marginalisierung der Sozialdemokraten»,[5] die «schleichende Stalinisierung»[6] und die Zentralisierung der Partei[7] ein. Bereits im Mai 1946 wurden gemeinsame Schulungen[8] für alle Parteimitglieder beschlossen:

„Es kam ja nach dem Prinzip der Parität die Hälfte aus der früheren Sozialdemokratie und nur die andere Hälfte aus der Kommunistischen Partei; aber schon in dieser Phase erkennt man eben sehr deutlich: Nur ein treuer Parteisoldat wird diese Einordnung, diese Unterordnung unter die Führung vornehmen. Dazu brauchte man ein Mittel; dieses Mittel war Indoktrination – oder, wie es offiziell hieß, ‚Schulung‘.“

Hermann Weber[9]

Immer offener distanzierte sich die SED von den Grundsätzen der Vereinigung. Der im Herbst 1946 eingeleitete organisatorische Umbau der SED zielte bewusst auf das Zurückdrängen des sozialdemokratischen Einflusses, die Entmachtung der unteren Parteiebenen und eine Machtkonzentration an der Parteispitze. Untermauert wurde dieser Umbau durch die am 24. Dezember 1946 vom Zentralsekretariat beschlossenen Richtlinien für den organisatorischen Aufbau der SED.[10] Auf dem 2. Parteitag im September 1947 wurde der Beschluss gefasst, ein neues Parteiprogramm zu erstellen. Die Sozialdemokraten sollten ab 1949 kaum noch eine Rolle spielen. Die paritätische Besetzung von Gremien wurde abgeschafft. Offiziell wurde dies zum einen mit dem „ideologischen Zusammenschluss der Parteimitglieder“ und zum anderen mit der großen Zahl junger Kader begründet, die weder der SPD noch der KPD angehört hatten, so dass diese bei Beibehaltung der Parität nicht in leitende Funktionen hätten gewählt werden können.[11] Auf dem III. Parteitag im Juli 1950 wurde das Vereinigungsprogramm «Grundsätze und Ziele der SED» endgültig außer Kraft gesetzt. Die Formulierung eines neuen Programmes ließ aber bis zum VI. Parteitag 1963 auf sich warten.[12] In diesem Programm bekannte sich die SED zum Ziel des Kommunismus, der als eine Gesellschaft definiert wurde, „in der jeder Werktätige seine Fähigkeiten mit dem größten Nutzen für das Volk anwendet“, ganz nach dem marxschen Prinzip „Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen“.[13] An diesem Ziel hielt die SED auch bei der Neuformulierung ihres Programms im Jahr 1976 fest, in dem sich die SED als „freiwilliger Kampfbund gleichgesinnter Kommunisten“ definierte.[14]

Einschneidende Veränderungen setzten nach der Ersten Parteikonferenz im Januar 1949 ein.[15] Ohne einen Parteitag einzuberufen und die Zustimmung der Delegierten abzuwarten, begann die stalinistische Umorientierung der Partei einschließlich der Kriminalisierung sozialdemokratischer Positionen («Sozialdemokratismus»). Zuvor waren auf der 13. Tagung des Parteivorstandes im Herbst 1948 die Bildung einer Zentralen Parteikontrollkommission und im Januar 1949 die Einführung der Kandidatenzeit und die Umwandlung des Zentralsekretariats zum Politbüro beschlossen worden. Das Politbüro übernahm die Kontrolle von Partei und der zu bildenden Regierung. Welche Rolle ihm zukam, verdeutlicht ein Beschluss des Sekretariats des Politbüros vom 17. Oktober 1949:

„Gesetze und Verordnungen von Bedeutung, Materialien sonstiger Art, über die Regierungsbeschlüsse herbeigeführt werden sollen, weiterhin Vorschläge zum Erlaß von Gesetzen und Verordnungen müssen vor ihrer Verabschiedung durch die Volkskammer und die Regierung dem Politbüro bzw. Sekretariat des Politbüros zur Beschlußfassung übermittelt werden.“

Siegfried Suckut[16]

Speziell die Westarbeit und dabei die Option auf ein sozialistisch wiederzuvereinigendes Deutschland prägte die Parteiarbeit der ersten Jahre. Es gelang der SED aber nicht, die angestrebten Ziele zu verwirklichen. Dass die SED deutschlandpolitisch so erfolglos war, lag vor allem an ihrer Parteiführung, die nicht erkennen wollte, dass sie mit ihren Extrempositionen bezüglich der Umgestaltung Deutschlands in den anderen Besatzungszonen keine Gesprächspartner (nicht einmal bei der SPD) fand. Selbst die KPD in den Westzonen war nur bedingt zu Gesprächen bereit bzw. löste sich sogar im Januar 1949 organisatorisch von der SED und arbeitete als formal selbstständige Partei weiter. Auch die Versuche, die Parteiarbeit auf den Westen Deutschlands auszudehnen, misslangen.

Im Dezember 1947 tagte erstmals der auf Initiative der SED einberufene Erste Deutsche Volkskongress für Einheit und gerechten Frieden in Berlin. Er verstand sich als gesamtdeutsches Gremium gegen die, so in der Parteisprache der damaligen Zeit, „Spalterpolitik der imperialistischen Westmächte“. Allerdings nahmen aus den westlichen Besatzungszonen nur 664 Delegierte und Gäste teil, darunter Parteikader der KPD (242 Delegierte) und der SPD (91 Delegierte). Trotz massiven Drucks entschied sich der Vorstand der CDU der Sowjetischen Besatzungszone, nicht teilzunehmen, stellte aber die Teilnahme von CDU-Mitgliedern als Einzelpersonen frei.[17]

Umformung der SED in eine Partei neuen Typus

Einer der Hauptagendapunkte der 1. Parteikonferenz am 25.–28. Januar 1949 im Haus der Deutschen Wirtschaftskommission in Berlin betraf die Entwicklung der SED zu einer Partei neuen Typus. Dies ist nach eigenem Verständnis eine Partei auf der Basis des Marxismus-Leninismus und des demokratischen Zentralismus, mit straffer Parteidisziplin als Organisationsprinzip, die sich als Avantgarde des Proletariats versteht.

Politische Situation

Als Massenpartei spiegelte die SED alle Strömungen der Gesellschaft wider. Dies entsprach nicht den Vorstellungen einflussreicher Teile der ehemaligen KPD und der sowjetischen Besatzungsmacht. So wurde, bedingt durch die zunehmende Führerschaft ehemaliger kommunistischer Mitglieder, ein neues, grundlegendes Demokratieverständnis verhindert. Zudem konnten wesentliche Vorbehalte, die schon in den 1930er Jahren gegen eine gemeinsame Politik von SPD und KPD sprachen, nicht ausgeräumt werden. Dazu gehörte in erster Linie das Abrücken von den stalinistischen Repressionen, denen auch deutsche Antifaschisten zum Opfer fielen. Verbot sich doch jeder Ansatz einer kritischen Bewertung dieser Politik allein schon aus der Anwesenheit der Besatzungsmacht heraus. Als unheilvoll erwies sich auch die starke Bindung deutscher Kommunisten an die KPdSU und die damit verbundene Einflussnahme seitens der Sowjetunion auf alle Bereiche des parteilichen Lebens. Dies gipfelte darin, dass nationale Interessen bedingungslos sowjetischen Bestrebungen untergeordnet wurden. Die Bevorzugung ehemaliger kommunistischer Funktionäre durch die Besatzungsmacht und die Art und Weise, in der diese es auch für sich nutzten, verbunden mit politischen Diffamierungen, führten zu Spannungen und Beschädigungen innerhalb der SED.

Gesellschaftliche Situation

In Deutschland zeichnete sich die Bildung zweier Staaten ab, die unterschiedlichen Blöcken angehören würden. Damit wurde die Konfrontationspolitik des Kalten Krieges unmittelbar in die verschiedenen Besatzungszonen hineingetragen. Heftige Auseinandersetzungen zwischen LDPD, CDU und SED hinsichtlich der Entwicklungstendenz der Wirtschaft, Widerstände gegen Bodenreform und Verstaatlichung, sowie Widersprüche zwischen Markt- und Zentralverwaltungswirtschaft kennzeichneten die Situation in der sowjetischen Besatzungszone. Hinzu kamen verschiedene Formen der Wirtschaftskriminalität und der Sabotage. Nicht übersehen werden sollte dabei, dass die SED ‚Wirtschaftsdelikte‘ gezielt als Instrument der Kriminalisierung der Privatwirtschaft einsetzte. Dazu war im Mai 1948 die Zentrale Kommission für Staatliche Kontrolle (ZKK) gegründet worden:

„Der Einsatz der ZKK als Untersuchungsorgan in Wirtschaftsstrafsachen sollte nun diese Lücke im Einflussbereich der SED schließen: Mit der im engen Einvernehmen mit der SED agierenden Kommission war eine Instanz geschaffen worden, die eine Rechtsprechung im Sinne der SED gewährleisten sollte und somit als Korrektiv der Entscheidungen des Justizpersonals fungierte.“[18]
Auswirkungen auf die Partei

Um die politische Macht zu stabilisieren und unter den Einflüssen der KPdSU schien es den führenden Kreisen der SED notwendig, die Partei zu reformieren. Auf der I. Parteikonferenz im Januar 1949 wurde zudem deutlich, dass sich die stalinistischen Kräfte erfolgreich in der SED durchgesetzt hatten. Sie wurde streng nach dem Muster der KPdSU umgebildet, dem das Prinzip des stalinischen „demokratischen Zentralismus“ zugrunde lag. Dazu gehörte die Aufgabe der weltanschaulichen Neutralität zugunsten eines strengen Materialismus, die alleinige Orientierung am von Stalin geprägten Marxismus-Leninismus als „wissenschaftliche Weltanschauung“ und die Bekämpfung aller sozialdemokratischen Tendenzen. Etwa 150.000 Mitglieder wurden ausgeschlossen.

Begleitet wurden diese Prozesse von Verfolgungen, Verhaftungen, Anklagen und Verurteilungen von ehemaligen Sozialdemokraten, Arbeiterfunktionären, ehemaligen Mitgliedern von KPO und SAP und Westemigranten der KPD unter direkter Mitwirkung der Parteikontrollkommission und später von Organen der DDR (Ministerium für Staatssicherheit, Volkspolizei, Justizapparat) sicherten den stalinistischen Kräften in der SED die Vorherrschaft. Damit wurde die SED zur Staatspartei der DDR,[19][20][21] neben der die anderen Blockparteien nur eine untergeordnete Rolle spielten. {{#invoke:Vorlage:Anker|f |errCat=Wikipedia:Vorlagenfehler/Vorlage:Anker |errHide=1}} Nachdem die Stalin-Noten vom März 1952 von den Westmächten zurückgewiesen worden waren und somit absehbar war, dass es mittelfristig keine Wiedervereinigung Deutschlands geben würde, beschloss die II. Parteikonferenz der SED, die vom 9. bis zum 12. Juli 1952 tagte,[22] den Aufbau des Sozialismus in der DDR:

  1. Neugliederung des Staatsaufbaues mit der Auflösung der Länder und Schaffung von 14 Bezirken;
  2. Aufbau bewaffneter Streitkräfte;
  3. verstärkte Kollektivierung der Landwirtschaft.